Der Kirchenlehrer Hieronymus starb vor 1.600 Jahren in Bethlehem

Die "Vulgata" sollte sein bedeutendstes Werk werden

Vom römischen Philosophiebegeisterten über den Einsiedler in der syrischen Wüste zum Asketen in einer Grotte in Bethlehem: Das Leben des Hieronymus war so bunt wie das Werk, das der Kirchenvater hinterlassen hat.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Statue des heiligen Hieronymus in Bethlehem (KNA)
Statue des heiligen Hieronymus in Bethlehem / ( KNA )

Er gilt als einer der vier Kirchenväter der katholischen Kirche, auch zahlreiche andere Konfessionen verehren ihn. Ein Blick in das Leben des heiligen Hieronymus zeigt einen sprachbegabten und neugierigen Abenteurer, der durch zahlreiche Länder reiste, auf der Suche nach dem asketischen Heilmittel für das, was er als Kind seiner Zeit ebenso erlebte: das vergnügungsträchtige Leben in Rom und heidnische Philosophie. Rechthaberisch, polemisch soll er gewesen sein, zugleich ein unschlagbarer Rhetoriker mit untrüglichem Gedächtnis. Vor 1.600 Jahren, am 30. September 420, starb der Gelehrte in Bethlehem.

Geboren um das Jahr 347

Geboren wurde Hieronymus um das Jahr 347 als Eusebius Hieronymus Sophronius in der römischen Provinz Dalmatia, in einer Kleinstadt namens Stridon, über deren genaue Lage zwischen der Stadt Emona (heute Ljubljana) und Aquileia sich Forscher bis heute streiten. Seine Eltern waren wohlhabende Christen, die ihre Kinder der Sitte der Zeit entsprechend nicht nach der Geburt taufen, sondern den Weg des Katechumenats, der Vorbereitungszeit, gehen ließen. Papst Liberius soll den späteren Kirchenvater 366 getauft haben, als dieser sich zum klassischen Grammatik- und Rhetorikstudium in Rom aufhielt.

Reisen prägte sein Leben. Zunächst zog es ihn nach Trier. Vom Erstkontakt mit dem entstehenden Mönchtum beeindruckt, entschloss er sich zu einem asketischen Leben. Über Aquileia, wo Hieronymus sich dem asketischen "Chor der Seligen" anschloss, reiste er weiter in den Osten, wurde in Antiochia Schüler des Apollinaris, lernte Griechisch und die Werke des Origenes, den er später scharf kritisierte. Am Rande der syrischen Wüste nahe Aleppo lebte er eine Weile als Einsiedler, vertiefte die Askese und lernte Syrisch und Hebräisch.

Ein Löwe als Gefährte

In diese Zeit fällt eine der berühmtesten Legenden, die sich um den Heiligen ranken: Ein Löwe mit einer verletzten Pranke sei in Hieronymus' Höhle gehinkt, der daraufhin andere Eremiten anwies, das Tier gesund zu pflegen. Der Löwe blieb bei den Mönchen, hütete die Herden und soll mit seinem Gebrüll den Diebstahl eines Esels verhindert haben. Auf vielen Darstellungen des Heiligen ist der Löwe sein Gefährte.

Daneben plagte ihn das Gewissen. "Als ich in der Wüste weilte, schweiften meine Gedanken oft hin zu den Vergnügungsstätten Roms. Ich dachte zurück an die Tänze der Mädchen. Die Wangen waren bleich vom Fasten, aber im kalten Körper flammte der Geist auf in der Glut der Begierden", wird er später an eine seiner asketischen Gefährtinnen, Eustochium, schreiben.

Zurück in Antiochia, wurde er zum Priester geweiht, verbrachte dann zwei Jahre in Konstantinopel, um 382 nach Rom zurückzureisen und wohl als theologischer Berater von Papst Damasus I. an einer Synode teilzunehmen. Als Seelsorger scharte er in Rom vornehme Witwen und Jungfrauen um sich, die ihm folgten und - unter anderem durch das Kopieren der Schriften - maßgeblich an der Verbreitung seiner Werke beteiligt waren. Unter ihnen war die Witwe Paula, die eine lebenslange tiefe Freundschaft mit dem Kirchenvater verbinden sollte.

Übersetzer und Schriftsteller

Über Zypern, Antiochia und Ägypten kamen sie 386 in Bethlehem an, wo Paula aus ihrem Vermögen ein Männerkloster unter Leitung des Hieronymus, drei Klöster für Witwen und Jungfrauen sowie ein Pilgerhospiz gründete. Im Laufe seiner Karriere als Übersetzer und Schriftsteller hatte sich Hieronymus immer mehr von der heidnischen Philosophie ab- und theologischen Werken zugewandt. Neben Bibelauslegungen und Übersetzungen theologischer Werke schrieb er etwa Heiligenviten, landeskundliche Abhandlungen, Predigten und zahllose Briefe.

Keuschheit wurde zur Ur-Idee des Hieronymus für das Zusammenleben von Mann und Frau. "Nimm mich an als Gemahlin der Jungfräulichkeit, pflege mit mir eine geistige Vereinigung statt der körperlichen. Unsere Herren mögen denken, du seiest mein Mann. Christus weiß, dass du mein Bruder bist", ließ er in der "Vita Malchi", der Lebensgeschichte des Mönches Malchus, die ihm zur Frau angebotene Sklavin sagen. Seine eigene Beziehung zu Paula dürfte dem literarischen Vorbild geähnelt haben.

Die Dominanz der Keuschheitsidee schlug sich auch in seiner Arbeit nieder: In seiner Übersetzung des gleichnamigen biblischen Buchs machte er Judith explizit zum Vorbild an Keuschheit und betonte besonders ihre frommen Seiten. Die echte Judith war ihm offenbar zu weiblich, zu verführerisch.

Übersetzung der Bibel ins Lateinische

Den gelehrten Theologen seiner Zeit hatte Hieronymus seine Hebräisch-Kenntnisse voraus. In Bethlehem schließlich schloss er seine Übersetzung der Bibel ins Lateinische ab - aus dem Hebräischen. Das Griechisch der Septuaginta schien ihm ärmlich. Die "Vulgata" sollte sein bedeutendstes Werk werden. "Die Schrift nicht kennen, heißt Christus nicht kennen", lautete einer der Sätze des Gelehrten. Zeitweise soll Hieronymus in einer der Grotten unter der Geburtskirche gelebt und gearbeitet haben, um "dem Kind" nahe zu sein.

Am 30. September, wohl im Jahr 420, starb Hieronymus in Bethlehem, wo er zunächst wie Paula und deren Tochter Eustochium in einer Grotte unter der Geburtskirche begraben wurde. Im 13. Jahrhundert wurde er gemeinsam mit Ambrosius, Augustinus und Papst Gregor dem Großen zum Kirchenvater erhoben. Seine Gebeine wurden nach Rom übertragen, wo sie in der heutigen Basilika Santa Maria Maggiore verehrt werden.


Quelle:
KNA