Er hat Kulturgeschichte geschrieben: Der Apfel spielt nicht nur bei Homer und in der Bibel eine besondere Rolle, sondern auch in Märchen und in Schillers Drama "Wilhelm Tell". Die knackige, vitaminreiche Frucht symbolisiert weibliche Fruchtbarkeit, Herrschaft, aber auch Versuchung und Sündenfall.
Auch ist sie ein Symbol des Lebens - etwa in dem Luther zugeschriebenen Satz: "Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen."
Zugleich ist der Apfel die wohl beliebteste Obstsorte in Deutschland, wie Landwirte und Ökologen betonen. Allein in der Bundesrepublik finden sich an die 2.000 Sorten und Varietäten. Im September und Oktober ist die wichtigste Erntezeit. 2019 wurden in der Bundesrepublik geschätzte 954.000 Tonnen auf einer Anbaufläche von 34.000 Hektar geerntet. Im Schnitt aß jeder Bürger rund 21 Kilogramm. Für 2020 wird mit geringeren Mengen gerechnet.
Nahrungsquelle seit Millionen von Jahren
Die Geschichte des Apfels ist eng mit der des Menschen verbunden: Überreste aus archäologischen Funden zeugen nach Darstellung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena davon, dass Menschen seit mehr als zehntausend Jahren Wildäpfel in Europa und Westasien sammelten. Doch zeigen fossile und genetische Belege, dass Apfelbäume bereits Millionen Jahre vor ihrer Kultivierung recht große fleischige und süße Früchte entwickelten - für die damals lebenden riesigen Tiere eine attraktive Nahrungsquelle.
Das genetische Material für den modernen Apfel stammt aus Kasachstan. Die dort wachsenden Holzapfel-Arten waren dem delikaten Obst von heute allerdings nur entfernt ähnlich, gaben aber der ehemaligen Hauptstadt ihren zwischenzeitlichen Namen: Alma Ata - Stadt der Äpfel. Über die Seidenstraße gelangten die Pflanzen und Früchte ans Schwarze Meer. Die Griechen und Römer kultivierten sie weiter.
Die frühesten deutschen Dokumente über den Apfelanbau sind die "Kapitularien" Karls des Großen. Gefördert wurde das Pflanzen von Obstbäumen insbesondere in Klöstern und von einigen Landesherren. So wurden Brautpaare bisweilen verpflichtet, Obstbäume zu pflanzen - große Bedeutung für den mittelalterlichen Speiseplan hatten sie allerdings nicht.
Das 19. Jahrhundert gilt dann als Blütezeit der Obstkultur: Pfarrer, Ärzte, Apotheker und Lehrer spielten eine zentrale Rolle. Sie gründeten Pomologenvereine, Gesellschaften und Schulen, die ihre Mitglieder mit Edelreisern wertvoller Obstsorten versorgten. Heute gilt diese Vielfalt als gefährdet, weil die großen Produzenten und Lebensmittelketten nur wenige Sorten anbieten.
Mythische und religiöse Bedeutung
Zugleich ist der Apfel mit einer Symbolik verbunden wie kaum eine andere Frucht. Liebesgöttinnen wurden in der Antike mit einem Korb voller Äpfel dargestellt. Das vitaminreiche Obst spielt in der griechischen Mythologie aber auch eine verhängnisvolle Rolle - als Zankapfel. Königssohn Paris muss entscheiden, welche der drei Göttinnen die Schönste sei: Aphrodite, Athene oder Hera. Paris reicht Aphrodite den goldenen Apfel - was indirekt den trojanischen Krieg auslöst.
Zwar spricht die biblische Schöpfungsgeschichte nur allgemein von einer "Frucht", mit der Eva ihren Adam im Garten Eden zum Sündenfall animiert hat. In der christlichen Kunst aber sind es meist Äpfel, die am Baum der Erkenntnis hängen.
Ein vergifteter Apfel ist es, der "Schneewittchen" in Grimms Märchen beinahe das Leben kostet: Die böse Königin neidet der Stieftochter ihre Schönheit. Erst als die Sargträger stolpern, löst sich das vergiftete Apfelstück aus dem Hals Schneewittchens, und sie kehrt ins Leben zurück.
Für mittelalterliche Herrscher wurde der Apfel - als Symbol der Erdkugel und damit der Weltherrschaft - zum Zeichen der Macht. Dem "Reichsapfel" der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war ein goldenes, mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz aufgesetzt.
Den bekanntesten Apfel der Gegenwart entwarf 1977 Rob Janoff: Die angebissene Frucht ist das Symbol des Technologie-Riesen Apple. Weltherrschaftsgelüste soll er angeblich nicht symbolisieren: Mitgründer Steve Jobs hatte, so die offizielle Biografie, mal wieder eine Obstdiät gemacht. Auf dem Rückweg von einer Apfelplantage sei ihm der Name eingefallen.