DOMRADIO.DE: Ist der Papst gegen den Synodalen Weg in Deutschland?
Pater Bernd Hagenkord SJ (Geistlicher Begleiter des Synodalen Wegs): Der Papst hat sich ja an die deutsche Kirche gewandt in einem Brief, und er hatte es als notwendig bezeichnet, dass man sich mit diesen Fragen beschäftigt. Er ist nicht gegen den Synodalen Weg. Er beschreibt diesen Synodalen Weg ja auch. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist. Bei diesen Generalaudienzen wechseln Bischöfe kurz mit dem Papst ein paar Worte. Ich weiß nicht, wie lange das gedauert hat. Keiner war dabei, deswegen können wir das nicht genau sagen. Mir klingt das auch ein bisschen nach Algermissen. Die Themen, die der Papst angesprochen hat, die sind seine. Aber die Wortwahl "dramatische Sorgen", und so weiter, da wäre ich doch ein bisschen vorsichtig.
DOMRADIO.DE: Manche Stimmen sagen ja auch: Wenn der Papst am Rande einer Generalaudienz mal "mit jemandem spricht", dann sei das nicht immer unbedingt von großer Bedeutung. Kann man das in dem Fall dann auch so sagen?
Hagenkord: Ich würde einfach wiederholen: Wir waren nicht dabei. Wir können es nicht sagen, ob das so war oder nicht. Bischof Algermissen sagt zum Beispiel auch, die Konversation habe auf Deutsch stattgefunden. Der Papst hat kein Konversationsdeutsch. Er versteht es zwar, aber er ist nicht jemand, der komplexe Sachverhalte auf Deutsch ausdrücken könnte.
Deswegen bin ich ein bisschen vorsichtig, jetzt zu sagen, der Papst ist gegen den Synodalen Weg und gegen dies und jenes. Auch diese Formulierung, das seien politische Fragen, wenn wir uns um die Rolle der Frau Sorgen machen und so weiter, finde ich schwierig. Die Themen, die er anspricht, sind Papstthemen, wie etwa, dass es ein geistlicher Weg sein muss und dass es uns um die Glaubensverkündigung gehen soll. Diese Themen kommen auch in dem Brief an die deutsche Kirche heraus. Wie dramatisch er das jetzt beobachtet, da bin ich etwas vorsichtig.
DOMRADIO.DE: Sind denn Bedenken aus Rom, dass sich Deutschland als Nationalkirche abspalten könnte, berechtigt?
Hagenkord: Das hört man immer wieder. Das hört man vor allen Dingen in US-amerikanischen, gut bezahlten, rechtskatholischen Medien. Ich glaube, das ist ein Mangel an Kommunikation, der da stattfindet. Wenn ich mit Leuten gesprochen habe, die nicht zur deutschen Kirchen gehören und ihnen erklärt habe, was wir hier machen in Deutschland, dann sind sie danach ganz beruhigt.
Das trifft zwar nicht immer auf Wohlwollen, aber man kann das erklären, was wir machen. Das Problem liegt oft darin, dass sie nicht wissen, was genau dieser Prozess ist und dann auf solche relativ dramatischen Schilderungen reinfallen. Also, ich glaube, da müssen wir eine bessere Arbeit machen, das zu kommunizieren, was wir machen. Dann kann auch die Weltkirche das verstehen und mitgehen.
DOMRADIO.DE: Der Papst hatte im vergangenen Jahr ja ein Rundschreiben "An das Pilgernde Das Volk Gottes in Deutschland" geschrieben und sagt jetzt Bischof Algermissen, sein Schreiben sei in den Diözesen offenbar verpufft. Teilen Sie diese Einschätzung des Papstes?
Hagenkord: Ja und nein. In den Diözesen, glaube ich, ist das relativ wenig angekommen. Der ganze synodale Prozess ist ja in den Bistümern, in den Gemeinden, relativ wenig angekommen. Wenn ich den Umfragen glauben darf, interessiert sich die Hälfte der Katholikinnen und Katholiken in Deutschland nicht wirklich für den Synodalen Weg. Auch da haben wir wieder ein Kommunikationsproblem.
Auf der anderen Seite: Wenn ich in der Aula drin bin, beim Synodalen Weg selber, dann habe ich schon das Gefühl, dass der gelesen und studiert wurde und zitiert wird. Das ist nicht so, dass der verpufft sei. Natürlich gibt es ein paar Fallen, in die wir reintappen könnten. Die sehe ich auch und die benennt auch der Papst schon in seinem Schreiben. Aber es ist nicht so, dass es daran liegt, dass wir diesen Brief nicht gelesen hätten.
DOMRADIO.DE: Algermissen ist ja nun der Altbischof von Fulda. Wieso äußert er sich gegenwärtig zu solchen Themen?
Hagenkord: Ich nehme an, er hat mit dem Papst gesprochen und Kontakt gehabt mit seiner lokalen Zeitung, mit der Fuldaer Zeitung. Das war ja die Quelle dieser Nachricht. Dort hat er das erzählt, und die haben daraus eine Nachricht gemacht. Das ist also ganz normal, aber eben medial noch etwas verstärkt.
Das Interview führte Carsten Döpp.