Pfarrer Schott will die Menschen mit Humor vom Glauben überzeugen

"Es muss ein Umdenken stattfinden"

Die Kirche habe sich selbst in einen "toten Winkel" manövriert, aus dem sie wieder herausfinden muss, sagt der evangelische Pfarrer Hannes Schott. Es gehe um die Verkündung der frohen Botschaft, bei der ruhig gelacht werden darf.

Auferstehung Jesu Christi - Grund zur Freunde und zum Lachen (KNA)
Auferstehung Jesu Christi - Grund zur Freunde und zum Lachen / ( KNA )

DOMRADIO.DE: "Kirche soll Freude machen, mehr noch: Kirche soll ihre Machtansprüche und den bürokratischen Überbau loswerden und mit Humor und Demut die Menschen da packen, wo sie greifbar sind, nämlich bei ihrem spirituellen Interesse." Ist es denn so einfach umzusetzen?

Hannes Schott (Evangelischer Pfarrer in Nürnberg): Das liegt an den Leuten selber. Ich meine, es muss halt ein Umdenken in den Köpfen stattfinden. Ich denke, Kirche hat Macht und übt sie auch aus. Das ist schon seit Jahrhunderten so. Bei dem Thema müsste halt ein Umdenken stattfinden und auch dabei darf im Gottesdienst gelacht werden. Ich erlebe schon, dass Menschen ganz begeistert und schnell dabei sind, im Gottesdienst zu lachen. Aber in den Köpfen ist ganz fest drin: In der Kirche geht es ernst zu, da darf nicht gelacht und keine Freude gezeigt werden. Dabei haben wir ja eine frohe Botschaft.

DOMRADIO.DE: Sie haben ein Buch geschrieben mit dem Titel "Raus aus dem toten Winkel". Sehen Sie die Kirche "in einem toten Winkel"?

Schott: Was ist der tote Winkel? Der tote Winkel ist beim Autofahren das, was man nicht sieht, aber was da ist. Die Kirche ist da, aber gesamtgesellschaftlich "im toten Winkel gelandet". Sie wird nicht mehr gesehen, obwohl sie da ist. Medial wird sie kaum mehr aufgenommen außer in Klischees. Die Menschen sehen die Kirche auch nicht mehr so als Sinnstifter und Ideengeber.

DOMRADIO.DE: Sie treten ja wirklich raus aus diesem Winkel. Sie tun unheimlich viel Unkonventionelles, organisieren zum Beispiel Bus-Gottesdienste, feiern Messe bei den Leuten im heimischen Wohnzimmer oder stehen als Kabarettist auf der Bühne. Wo begegnet Ihnen denn da dieses spirituelle Interesse, von dem Sie in Ihrem Buch auch schreiben?

Schott: Das begegnet mir überall, auch auf der Straße. Die Leute haben ja ihren Glauben. Es ist ja nicht so, dass die Menschen nicht mehr an Gott, an einen Sinn im Leben oder an ein höheres Wesen glauben. Sie beschäftigen sich bloß nicht damit und sehen die Kirche nicht mehr als die Instanz, die Sinn geben kann - wegen diesen Machtfragen und den schlimmen Sachen, die gelaufen sind. Da muss die Kirche wieder herauskommen.

Wenn ich meine niederschwelligen Veranstaltungen mache, wie, dass ich mich selber für Wohnzimmer-Gottesdienste oder Ähnliches angeboten und verlost habe, dann stürzen sich die Leute darauf - auch die Medien. Man muss bloß den Mut haben, selber auch ein bisschen herauszukommen, vielleicht auch unkonventionell, dann wird man auch wieder wahrgenommen.

DOMRADIO.DE: Ist Ihr Buch jetzt so etwas wie eine Handreichung, wie jede und jeder von uns von unten da auch mitmischen kann?

Schott: Auf jeden Fall. Mein Bild ist ein bisschen, dass ich der Trainer geworden bin, der jeden ein bisschen anstiften kann mitzumachen. Aber natürlich findet sich ganz viel darin: Autobiografisches, Humorvolles und Berichte, auch humorvolles, über meine Aktionen. Es ist aber auch ganz viel Theologisches dabei, natürlich heruntergebrochen, damit auch jeder Mensch es verstehen kann, der nicht Theologie studiert hat.

DOMRADIO.DE: Haben Sie manchmal die Sorge, dass Kirche dadurch auch klamaukig werden kann?

Schott: Na ja, was ist denn Klamauk? Ich glaube, der Gegensatz von Ernst ist nicht Spaß, sondern man kann auch ernst sein, Glaubenssätze vermitteln und dabei trotzdem Humor haben, fröhlich sein und Spaß verbreiten. Klamauk ist meines Erachtens, dass man die Basis nicht mehr ernst nimmt und die Botschaft nicht mehr annimmt. Aber das mache ich ja.

Das Interview führte Verena Tröster.

Zur Info: Das Buch "Raus aus dem toten Winkel" von Hannes Schott ist erschienen im Kösel Verlag und kostet 18,00 Euro.


Hannes Schott (privat)
Quelle:
DR