In diesem Monat bringt Franziskus Ängste zur Sprache, die viele bedrängen. War Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) vor 200 Jahren ein Prophet, als er seinen "Zauberlehrling" schreien ließ: "Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los"? Der Zauberlehrling hatte ja aus einem alten Besen einen schnellen Wasserholer gemacht und konnte ihn nicht mehr stoppen, als das Haus überschwemmt wurde.
Roboter übernehmen Aufgaben im Alltag
Wovon lassen wir uns heute überschwemmen? Machen wir uns vielleicht auf Dauer zu Sklaven von Robotern, von Computern und Smartphones? Im Internet muss ich neuerdings öfter ankreuzen: "Ich bin kein Roboter" und dies dann beweisen durch treffende Bildauswahl, die einen Roboter wohl - noch - überfordert.
Auf immer mehr Grünflächen sehen wir winzige Rasenmäher krabbeln - wie von Geisterhand bewegt: entsetzlich praktisch. Das Gras selber zu mähen ist anstrengend, aber sicher körperlich gesünder und befriedigender; außerdem wird ja durch das ständige Kurzschneiden vielen Insekten das Futter entzogen, und die Roboter übersehen bisweilen Igel und andere Kleintiere werden. Ob Mähroboter, Gesichtserkennung oder Drohnentechnik - die Frage ist doch: Dürfen wir alles, was wir technisch können?
Dabei nenne ich meinen PC gerne "Zauberkasten". Ich staune fast jeden Tag, was ich mit ihm alles fertigbringe - und oft in Sekunden. Und was für Möglichkeiten der Kommunikation er bietet - rund um die Erde.
Maschine, vom Menschen programmiert
Es wäre deshalb höchst unvernünftig, die großen Erfindungen nur kritisch zu bewerten. Sie können sogar unseren "alten" Glauben neu inspirieren! Wissenschaft und Forschung stoßen immer wieder auf Spuren einer grundlegenden Intelligenz. Auch wenn die altvertrauten Worte von Schöpfer und Schöpfung dort kaum zur Sprache kommen, ist nicht selten - selbst bei sonst so nüchternen Wissenschaftlern - überraschtes Staunen zu spüren! Unsere Intelligenz stößt immer wieder auf Spuren einer größeren.
Die Frage nach der ursprünglichen Bedeutung des Wortes lohnt sich. Das Grundwort "intelligo" hat im Lateinischen eine größere Bandbreite als unser heutiges "know how": "Ich unterscheide, werde inne, merke, nehme wahr, verstehe, sehe ein." So informiert mich jedenfalls mein Lexikon. Der Roboter wird das alles wohl nie können.
Er ist und bleibt eine Maschine, die von Menschen programmiert wird. Er rechnet schneller und macht dabei auch weniger Fehler, aber er kann nicht die Programmierer ersetzen. Der Roboter ist kein Mensch, er ist von sich aus gefühllos. Deshalb ist beispielsweise sein Einsatz in der Kranken- und Altenpflege, wie er diskutiert wird, höchstens sehr begrenzt denkbar. Der Roboter hat kein Gewissen, in Zweifelsfällen keine Werteskala. Und wer möchte von einem seelenlosen Roboter oder dessen Kollegin geküsst werden!
Papst bitte um "Gabe der Unterscheidung"
Der Papst bittet bestimmt nicht um ein Ende der Entwicklung. Er betet mit uns im Grunde um die "Gabe der Unterscheidung", eine von seinem Ordensgründer Ignatius sehr betonte Denkweise. Er fragt sich und uns, was an technischer Entwicklung dem Wohl der Menschheit dient und nicht nur jenem Teil, der sich Vorteile verspricht, ohne weiter zu denken. Das "Wohl der Menschheit" - was ist das auf lange Sicht? Wenn wir mit dieser Frage in ein nachdenkliches Gebet einsteigen - was wird uns die "grenzenlose Intelligenz", die wir Christen auch Gott nennen, dann sagen?
Sie ist keine künstliche, von Menschen hergestellte. Sie ist die ursprüngliche und buchstäblich all-umfassende Intelligenz. Sie ist unerschöpflich. Christen glauben - wie die Juden schon vor ihnen -, dass sie uns Menschen als Mitschöpfer will, als verantwortungsvoll Mitwirkende bei ihrem Weltprojekt: dem Bündnis aller mit allen - in IHR. Behalten wir Menschen dies im Hinterkopf, kann auch die Künstliche Intelligenz dem Wohl der Menschheit dienen.