Kölner Domkapellmeister Metternich zu den Corona-Einschränkungen

"Wir werden den Betrieb einstellen müssen"

Ab Montag gelten neue Corona-Schutzmaßnahmen. Auch für die Sängerinnen und Sänger der Kölner Dommusik hat dies Auswirkungen. Wie die musikalische Gottesdienstgestaltung nun aussieht, erläutert Domkapellmeister Eberhard Metternich.

Ein extra großes Chorpodest wurde zur Corona-Zeit aufgebaut / © Beatrice Tomasetti (DR)
Ein extra großes Chorpodest wurde zur Corona-Zeit aufgebaut / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Was ändert sich für Sie durch diesen erneuten Lockdown ab Montag?

Prof. Eberhard Metternich (Domkapellmeister und Leiter der Kölner Dommusik): Wir haben beschlossen, dass wir den Chorbetrieb mit unseren vier Chören für den Monat November einstellen, also ab dem Montag. Das heißt, an Allerheiligen singt der Domchor noch und ab Montag wird nicht mehr geprobt und es werden auch keine Chöre mehr im Dom singen. 

DOMRADIO.DE: Und dann am Montag, Allerseelen 18:30 Uhr, das Pontifikalrequiem ohne Chormusik. Geht das?

Metternich: Ja, Sie werden es erleben. Ich werde dann als Kantor fungieren und die Vorsängerteile übernehmen. Und das musikalische Programm wird natürlich eingeschränkt sein.

DOMRADIO.DE: Sie haben im Vorfeld eine extra große Chortribühne in den Dom bauen lassen, um diese Corona-Zeiten zu überstehen. Proben nur in kleineren Gruppen und auf Abstand. Jeder Auftritt mit strengem Hygienekonzept. Sie haben viel Aufwand betrieben um sicher singen zu können. Sind Sie enttäuscht, dass das jetzt nicht mehr zu reichen scheint?

Metternich: Auf der einen Seite sind wir enttäuscht, vor allem, weil wir auch viel Aufwand betrieben haben. Da geht es uns aber wie vielen anderen auch jetzt in dieser Situation. Wir sind auch der Meinung, dass mit den Bedingungen, die wir in der Kölner Dommusik haben, dass wir eine zumindest vertretbare Sicherheit bieten können, gerade auch im Kölner Dom durch dieses riesige Podium, was wir haben aufbauen lassen. Auf der anderen Seite muss ich sagen, wir stehen auch solidarisch hinter den Entscheidungen, können damit leben. Wir sind dankbar für die vergangenen Wochen, die es uns ermöglicht haben, ein gewisses Chorleben überhaupt wieder in Gang zu bringen. Und davon können wir jetzt vier Wochen lang zehren. Und hoffen dann wirklich, dass wir im Dezember dann sofort wieder auf dem Stand weiter machen können, wie wir es jetzt hier Ende Oktober haben.

DOMRADIO.DE: In den Chören sind ja auch junge Sängerinnen und Sänger. Wie haben sie das aufgenommen?

Metternich: Ja, man merkt schon, dass sie enttäuscht sind, dass sie auch wissen, sie werden sich jetzt nicht mehr so sehen in dieser Chorgemeinschaft mit ihren Freunden, Freundinnen. Sie artikulieren das nicht so sehr, die Jungs gerade gehen etwas burschikos damit um. "Okay, ist schon okay." Auf der anderen Seite, bei den Erwachsenen merkt man schon eher wie sehr ihnen die Gemeinschaft und das gemeinsame Singen fehlt und einfach zumindest einmal in der Woche zusammen zu kommen und diese Klänge zu spüren und zu produzieren. Das bringt schon sehr viel und kann einfach zum seelischen Gleichgewicht beitragen.

DOMRADIO.DE: An Allerheiligen gibt es dann zum ersten Mal das neue Chorgebet im Kölner Dom. Das ist auch eine Anpassung an die Corona-Lage. Wie muss man sich das vorstellen?

Metternich: Ja, das ist ein besonderes Anliegen von mir persönlich und von meinen Kollegen hier in der Dommusik. Wir haben schon lange überlegt, dass wir im Kölner Dom ein anderes, ich nenne es mal, Gebetsformat anbieten wollen. Wir hatten vor Corona immer die Chorvesper am Sonntagabend, so in einer Stundengebetsform und wollten aber jetzt eine Form finden, wo die Sorgen und Nöte, die die Menschen in dieser Krise mit sich tragen, zur Sprache kommen. Wo wir die aufnehmen und dann ins Gebet mit einschließen. Und deswegen haben wir eine Gebetsform, die sich so ein bisschen frei  - oder entfernt - an dem Taizégebet orientiert entwickelt unter dem Titel "Beschützt an jedem Ort, Gebet in den Sorgen der Zeit".

Durch die Corona-Auflagen ist es jetzt leider so, dass nur der Chor hinten im Chorgestühl im Binnenchor singen darf und sich aufhalten darf, und die Gemeinde ist im Langhaus des Doms. Aber wir hoffen, dass das auch sich mal wieder ändern kann. Aber wir starten so, und das ist ein großes Anliegen, dass wir das gerade jetzt zu Beginn des zweiten Lockdowns dann doch noch schaffen, das zu installieren. Auch wenn dann in den kommenden Sonntagen die musikalische Gestaltung wieder etwas zurück geschraubt wird. Aber trotzdem wird mehrstimmiger Gesang möglich sein.

Das Interview führte Tommy Millhome.


Domkapellmeister Eberhard Metternich / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Domkapellmeister Eberhard Metternich / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR