Das erklärte die Vatikanbotschaft am Freitag in Warschau. Zudem wurde dem früheren Erzbischof von Breslau die Nutzung von Bischofsinsignien verboten und ausgeschlossen, dass es nach seinem Tod in der Kathedrale eine Trauerfeier für ihn gibt und er dort beigesetzt wird.
Der Kardinal muss der von der Polnischen Bischofskonferenz für Betroffene von sexueller Gewalt gegründeten "Sankt-Josef-Stiftung" eine "angemessene" Spende zahlen, so die Apostolische Nuntiatur. Die Stiftung bietet seit diesem Jahr Unterstützung durch Psychologen, Pädagogen, Juristen und Priester an und engagiert sich in der Prävention.
Die Vatikanbotschaft nennt in ihrer Mitteilung kein konkretes Vergehen des Kardinals. Sie teilte nur mit, die Disziplinarentscheidung sei das Ergebnis einer Untersuchung der gegen Gulbinowicz erhobenen Vorwürfe und der Analyse weiterer Vorhaltungen gegen ihn aus der Vergangenheit.
Gulbinowicz wies Anschuldigung zurück
Der Breslauer Dichter Karol Chum hatte den Kardinal im Mai 2019 öffentlich beschuldigt, ihn im Januar 1990 als Priesterseminarist kurz nach seinem 16. Geburtstag in Breslau sexuell missbraucht zu haben. Darauf leitete das Erzbistum Breslau eine Untersuchung ein.
Gulbinowicz wies die Anschuldigung zurück. Sein Anwalt warnte im Mai 2019 vor der "Verbreitung von Unwahrheiten" über Gulbinowicz und drohte mit juristischen Schritten.
Chum, der mit bürgerlichen Namen Przemyslaw Kowalczyk heißt, wurde von September 1989 bis Januar 1990 im Vorseminar im schlesischen Legnica (Liegnitz) unterrichtet. Von dessen Rektor war Chum nach eigenen Worten zu Gulbinowicz geschickt worden, um dessen Korrespondenz abzuholen. Als er in der Kurie in einem Zimmer übernachten sollte, habe ihn der Kardinal besucht und ihn mit der Hand missbraucht.
Zweitältester Kardinal der katholischen Kirche
Gulbinowicz, heute zweitältester Kardinal der katholischen Kirche, war von 1976 bis 2004 Erzbischof von Breslau. 1985 machte ihn Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Kardinal. Er wurde am 17. Oktober 1923 im damals polnischen und heute litauischen Szukiszki geboren.
1950 wurde er zum Priester geweiht. Während des von 1981 bis 1983 von den kommunistischen Machthabern über Polen verhängten Kriegsrechts zählte er zu den Verteidigern der Freiheits- und Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc". Er bot in seiner Bischofsresidenz Dissidenten Unterschlupf und versteckte 90 Millionen polnische Zloty vor dem Staatsapparat. Das Geld hatte "Solidarnosc" vor der drohenden Beschlagnahmung durch den Geheimdienst von ihrem Bankkonto abgehoben.