Verwirrung um angeblich drohende Absage des Kirchentages

Irritierende "Titel-Text-Schere"

Noch vor elf Tagen hieß es zum Ökumenischen Kirchentag, die Veranstalter wollten die Großveranstaltung trotz steigender Corona-Zahlen wagen. Kalt erwischt wurden sie jetzt von einer angeblich drohenden Absage.

Blick auf Frankfurt am Main / © Wessam Noufal (shutterstock)
Blick auf Frankfurt am Main / © Wessam Noufal ( shutterstock )

Es ist eine Schlagzeile, die eigentlich keinen Interpretationsspielraum offenlässt: "Kirchentag wird abgesagt", schrieb die renommierte "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) online am Dienstagabend und in ihrer Printausgabe am Mittwoch. Doch schon im ersten Satz des Artikels klang das gar nicht mehr so eindeutig: "Der für Mai nächsten Jahres geplante 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt wird wegen der Corona-Pandemie voraussichtlich nicht stattfinden", hieß es da. Uwe Becker (CDU), Frankfurter Bürgermeister und Kirchendezernent habe angedeutet, dass an einer Absage wohl kein Weg vorbeiführen werde.

Nicht nur diese "Titel-Text-Schere" stieß den seit Monaten an der Organisation des Christentreffens feilenden Mitarbeitern in der Geschäftsstelle des Kirchentages übel auf. Der Zeitungsbericht erwischte bundesweit viele kirchlich Engagierte in katholischer und evangelischer Kirche kalt.

Noch keine Entscheidung gefallen

Das Dementi ließ nicht lange auf sich warten: "Noch ist nichts entschieden", sagte der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, noch am späten Dienstagabend. Das ZdK veranstaltet zusammen mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) den Ökumenischen Kirchentag (ÖKT).
Eine am Mittwochnachmittag veröffentlichte gemeinsame Erklärung von Kirchen und Stadt bestätigt das. Unterzeichnet ist sie auch von Becker und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Die Stadt Frankfurt selbst ist kein Veranstalter, sondern lediglich Veranstaltungsort. Bürgermeister Becker hatte der FAZ gesagt, die Organisation eines Kirchentages benötige ein halbes Jahr Vorlauf; daher könne die Entscheidung nicht weiter hinausgeschoben werden.

Verständnis für schwierige Situation Frankfurts

"Wir verstehen die schwierige Situation der Stadt Frankfurt", sagte Frings der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auch DEKT und ZdK prüften seit geraumer Zeit alle Möglichkeiten. Man werde «in den nächsten Tagen mit den Verantwortlichen der Stadt sprechen». Dieses Gespräch soll dem Vernehmen nach am Freitag stattfinden. Zudem will das ÖKT-Präsidium "mit den Leitungsgremien zeitnah beraten".

Die hessen-nassauische Landeskirche widersprach dem FAZ-Bericht, der "große Irritationen ausgelöst" habe, am Mittwochnachmittag auf ihrer Homepage. "Fakt" sei, eine Absage des Kirchentages liege "nicht vor", so die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Sie gehört mit dem Bistum Limburg zu den gastgebenden Kirchen für das Christentreffen und ist in die Beratungen einbezogen.

Eigentlich hatten die Veranstalter am 22. September entschieden, trotz der Corona-Pandemie am Ökumenischen Kirchentag festhalten zu wollen. Man ging von 30.000 - statt der sonst üblichen 100.000 - Besucher aus und entwickelte mit den Frankfurter Behörden ein Hygienekonzept, das immer wieder neu angepasst worden sei.

Bieten geräumige Messehallen genug Platz?

Erst vor zehn Tagen hatte die evangelische Kirchentags-Präsidentin Bettina Limperg betont: "Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir es wagen wollen." Limperg räumte allerdings "manche schwarze Stunde" des Zweifels ein.

Die Organisatoren gingen davon aus, dass die geräumigen Messehallen in Frankfurt, Open-Air-Bühnen sowie Kirchen und Eventorte im gesamten Stadtgebiet genügend Platz böten, um auch mit Abstandsregeln einer großen Zahl von Menschen die Teilnahme zu ermöglichen, sagte Limperg. Gerade in Krisenzeiten sei Begegnung und Gemeinschaft wichtig.
Zugleich solle es mehr digitale Angebote geben wie Streaming und Chatkonferenzen.

Laut der Zeitung stellt sich für Bürgermeister Becker jedoch "bei aller Freude über dieses Fest des Glaubens und Miteinanders" die Frage, ob eine solche Großveranstaltung in Corona-Zeiten zu verantworten sei.

Allerdings war man auch im Bürgermeisteramt offenbar nicht gerade glücklich über die Überschrift. Auf die Frage, ob die Stadt tatsächlich zu einer Absage tendiere, sagte Beckers Sprecherin Wiebke Reimann, noch sei nichts entschieden. "Die Stadt ist natürlich auch weiterhin ein verlässlicher Partner für den Ökumenischen Kirchentag", sagte sie der KNA. Reimann betonte, die Stadt habe den Kirchentag von Anfang gewollt, "nur im Moment sind die Corona-Fallzahlen so wie sie sind".


Marc Frings / © Harald Oppitz (KNA)
Marc Frings / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA