Statt einer "politisch motivierten Debatte" und einseitiger Darstellungen brauche es sorgfältige und ausgewogene Argumente, so der Historiker Dominik Burkard und der Politologe Hans-Otto Mühleisen in ihrem im Verlag Josef Fink erschienen Band "Erzbischof Conrad Gröber reloaded".
Mühleisen wertet in seinem Beitrag beispielsweise Hirtenbriefe, kircheninterne Rundschreiben oder auch Zeitungsartikel des NS-Hetzblattes "Der Alemanne" aus. Burkard geht vor allem auf in französischen Archiven überlieferte Dokumente zu Gröber (1872-1948) ein. Er wendet sich dabei gegen Interpretationen, wonach Gröber durch diese Dokumente als eindeutiger Unterstützer des NS-Regimes zu charakterisieren ist.
Widersprüchliches Bild des charismatischen Bischofs
Zu Gröbers Amtszeit gibt es eine Vielzahl von Forschung und Literatur, die ein widersprüchliches Bild des charismatischen Bischofs zeichnen. Einerseits gibt es Belege für antisemitisches Denken. Andere Forscher verweisen auf von Gröber unterstützte Hilfsaktionen für Juden. Auch wandte sich Gröber gegen die Euthanasie-Morde der Nationalsozialisten.
Vor einem Jahr beschloss der Konstanzer Gemeinderat, Gröber die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. In Meßkirch und Freiburg gab es Debatten um nach ihm benannte Straßen.
Gröber stammte aus Meßkirch und studierte in Freiburg und Rom. Er war Gemeindepfarrer in Ettenheim und Karlsruhe, Münsterpfarrer in Konstanz, dann Domkapitular in Freiburg und einer der ersten Rundfunkprediger. Auch dank seiner Kontakte zum damaligen Papstbotschafter und späteren Papst Eugenio Pacelli wurde er 1931 zum Bischof von Meißen ernannt.
Ein Jahr später wechselte Gröber als Freiburger Erzbischof in den Südwesten. Er starb nur wenige Jahre nach Kriegsende am 14. Februar 1948.