Wegen der Corona-Pandemie wird es keine größere Jubiläumsfeier geben, wie die Reichenauer Benediktiner und die Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagten.
Dafür richtet sich der Blick bereits auf 2024: Dann soll an die Gründung des Klosters Reichenau durch Bischof Pirmin vor 1.300 Jahren erinnert werden. Neben einer kulturhistorischen Ausstellung sind während des gesamten Jahrs Veranstaltungen, Konzerte und Tagungen geplant. "Wir wollen die gesamte Bürgerschaft einbeziehen. Und aus dem Blick zurück auch für Gegenwart und Zukunft lernen", so Karl Wehrle von der Stiftung Welterbe.
Markstein der europäischen Kloster-, Religions- und Kulturgeschichte
Derzeit arbeiten die verschiedenen Akteure an einem Managementplan für die Welterbestätte und an einem Verkehrskonzept. Geplant ist, Kunstwerke und liturgische Gegenstände der Schatzkammer im Reichenauer Münster neu zu präsentieren. Entstehen soll auch ein Klostergarten mit den Heilkräutern und Nutzpflanzen, die Walahfrid Strabo im neunten Jahrhundert in sein Heilkräuterbuch "Hortulus" aufnahm.
Der Direktor des Badischen Landesmuseums Eckart Köhne bezeichnete die Reichenau als "Markstein der europäischen Kloster-, Religions- und Kulturgeschichte". Die kaum zu überschätzende historische Bedeutung der Klosterinsel wolle die Ausstellung zum 1.300-Jahr-Jubiläum deutlich machen.
Zeugnisse der frühmittelalterlichen Blütezeit
Das 724 gegründete Kloster Reichenau entwickelte sich schnell zu einem bedeutenden religiösen und politischen Zentrum für ganz Europa. Hier arbeiteten und lebten herausragende Geistliche, Lehrer, Künstler und Musiker. Auf der Reichenau entstanden weltberühmte Handschriften. Architektonischen Zeugnisse der frühmittelalterlichen Blütezeit der "Reichen Au" sind die drei Kirchen mit ihren Wandmalereien. Von den übrigen mittelalterlichen Klostergebäuden ist fast nichts erhalten.
Die klösterliche Tradition, die auf der Reichenau nach der Blüte im Mittelalter mit der Säkularisation und der Vertreibung der Mönche 1806 endete, lebt inzwischen wieder neu auf. Seit 2004 gibt es in Reichenau-Niederzell eine kleine benediktinische Mönchsgemeinschaft, der aktuell zwei Schwestern und drei Mönche angehören. "Wir sind froh, dass die Reichenau wieder auf der benediktinischen Landkarte zu finden ist", so Pater Stephan Vorwerk.