Verbände zur Debatte um Corona-Impfstoff

"Das wird natürlich zu Konflikten führen"

Wohlfahrtsverbände warnen im Zusammenhang mit künftigen Corona-Schutzimpfungen vor sozialen Konflikten und wachsender Ungleichheit. Der Staat müsse die Kontrolle über die Verteilung behalten, mahnte Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Symbolbild: COVID-19-Impfstoff / © siam.pukkato (shutterstock)
Symbolbild: COVID-19-Impfstoff / © siam.pukkato ( shutterstock )

"Sobald es einen zugelassenen Impfstoff gibt, werden wir eine Verteilungsdebatte erleben", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Zuerst würden voraussichtlich gesundheitliche Risikogruppen und medizinisches Personal geimpft, so Schneider weiter, danach diejenigen, "die die Wirtschaft am Laufen halten und als systemrelevant gelten". Wer hingegen aus gesellschaftlicher und ökonomischer Sicht als weniger wichtig angesehen werde, werde "hinten anstehen müssen". "Das wird natürlich zu Konflikten führen", warnte Schneider.

Konflikt zwischen Arm und Reich?

Zudem werde sich die Verteilung des Impfstoffs zu einem Konflikt zwischen Arm und Reich entwickeln, sobald weltweit mehr Impfdosen verfügbar seien. "Dann werden Reiche womöglich Wege suchen, um die lange Warteschlange beim Impfen zu umgehen, indem sie sich das Präparat gegen viel Geld im Ausland beschaffen. Das darf nicht sein", mahnte der Experte. Die Politik müsse alle Anstrengungen unternehmen, um das zu unterbinden. "Die Staaten dürfen die Steuerung des Impfstoffangebots nicht aus der Hand geben oder die Verteilung den Kräften des freien Marktes überlassen."

Auch der Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Adolf Bauer, warnte vor Ungerechtigkeit bei der Verteilung des Vakzins. Es müsse "verhindert werden, dass diejenigen mit den größeren Ressourcen sich bevorzugten Zugang zu Impfungen verschaffen können und so eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entsteht".

Ethische Debatte angemahnt

Bereits am Wochenende hatten Patientenschützer eine ethische Debatte auch über die Priorisierung eines Impfstoffs angemahnt. "Vielleicht scheint die Zuordnung der Berufsgruppen vordergründig einfach. Er reicht das medizinische oder pflegerische Diplom." Dies werfe jedoch neue Fragen auf, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch: etwa, wie mit Ärzten oder Pflegern verfahren werde, die nicht mehr in diesem Beruf arbeiteten. Auch wolle niemand in der Haut von Ärzten stecken, die ihre Patienten in Gruppen einteilen müssten. Über all diese Fragen müsse offen und transparent diskutiert werden, betonte Brysch.


Dr. Ulrich Schneider / © Hoffotografen, (Paritätischer Wohlfahrtsverband)

Eugen Brysch / © Jörg Loeffke (KNA)
Eugen Brysch / © Jörg Loeffke ( KNA )
Quelle:
epd