Reaktionen auf virtuellen UN-Klimagipfel

Gemischtes Echo

​Nichtregierungsorganisationen haben am Wochenende eine gemischte Bilanz des UN-Klimagipfels gezogen. Lob gab es für ambitioninierte Klimapläne, Kritik für mangelnde Unterstützung für jene Länder, die bereits unter Klimaschäden leiden.

Autor/in:
Joachim Heinz
Windgeneratoren / © giSpate (shutterstock)

Zu dem Gipfel am fünften Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens hatten UN-Generalsekretär Antonio Guterres, Großbritannien und Frankreich zusammen mit Chile und Italien eingeladen. Die ursprünglich in Glasgow vorgesehene Weltklimakonferenz war wegen der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben worden.

Pariser Klimaabkommen

Mit dem Abkommen von Paris verpflichtete sich die Staatengemeinschaft 2015 darauf, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad und möglichst nahe 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dafür muss in den kommenden Jahren der Ausstoß von Kohlendioxid und anderen klimaschädlichen Gasen deutlich reduziert werden.

"Anders als bei offiziellen Verhandlungen während der UN-Klimakonferenzen, bei denen es häufig vor allem darum geht, was politisch alles nicht machbar ist, war es zur Abwechslung erfrischend zu hören, welche ambitionierten Pläne die Vertragsstaaten haben und welche Wichtigkeit sie dem Kampf gegen die Klimakrise beimessen", sagte die Klima-Expertin von Misereor, Kathrin Schroeder, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Ehrgeizige Pläne

Zugleich betonte sie, es bleibe nicht mehr viel Zeit, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Schon jetzt habe die Klimakrise dramatische Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika. "Viele dieser Staaten haben sehr ehrgeizige Pläne, brauchen jedoch nun verlässliche internationale Unterstützung, um sie umsetzen und sich besser gegen die Folgen der Klimakrise wappnen zu können."

Die Welthungerhilfe nannte den virtuellen UN-Gipfel, an dem auch Papst Franziskus sprach, einen "politischen Glaubwürdigkeitstest". Viele Länder hätten vielversprechend klingende Zusagen vorgebracht. Die EU habe kurz vor dem Treffen ihre Klimaziele verschärft, andere Länder wie Südkorea, Japan "und selbst der Vatikan" hätten Klimaneutralität bis 2050 versprochen, sagte Klma-Experte Michael Kühn der KNA. "Auch der Software- und Technologiekonzern Apple kündigte an, seine gesamte Lieferkette bis 2030 klimaneutral zu machen."

Vermisst habe er jedoch eine Ankündigung zum Aufwuchs der deutschen Klimafinanzierung bis 2025, so Kühn. "Denn täglich steigen die Klimaschäden, und Hunger lässt sich schon gar nicht bewältigen, wenn Menschen in fragilen und von Konflikten heimgesuchten Ländern immer öfter und länger unter Dürren, Starkregen und tropischen Stürmen leiden."

Ein kleiner Lichtblick

Ähnlich äußerte sich Germanwatch. Die von Deutschland angekündigten rund 500 Millionen Euro für die Unterstützung von armen Ländern bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels seien lediglich ein kleiner Lichtblick, so Germanwatch-Experte David Eckstein. "Wirkungsvoller wäre eine Zusage der Bundeskanzlerin gewesen, die gesamte deutsche Klimafinanzierung in den kommenden fünf Jahren auf mindestens 8 Milliarden Euro jährlich zu verdoppeln."

Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" erklärte, auch nach dem UN-Gipfel fehle den ärmsten und verletzlichsten Staaten Planungssicherheit im Kampf gegen die Klimakrise. Deutschland habe "eine wichtige Chance vertan, andere Industrieländer in Zugzwang zu bringen, ebenfalls konkrete Zusagen zu machen".


Quelle:
KNA