DOMRADIO.DE: Auf Ihrem Youtube-Kanal rappen Sie gleich in mehreren Sprachen. Wie würden Sie denn Ihre Musik beschreiben?
Pater Sandesh Manuel OFM (Franziskaner-Mönch): Der heilige Franziskus war ein Troubadour. Er war ein bisschen verrückt. Verrückt durch und mit Gott. Und er hat diese neue Methode entdeckt, einfach Gott zu loben - zum Beispiel war er in einem Wald und hat dort zwei Stöcke genommen. Damit hat er dann Geige gespielt und gesagt: Herr, Gott, du bist über alles für mich, wichtig und ich brauche kein Instrument, um dich zu loben. Und für mich ist das ähnlich. Ich habe eine Möglichkeit des Ausdrucks gesucht und ich habe das im Rap gefunden. Denn im Rap kann ich alles sagen, was ich möchte und das passt auch sehr gut zu mir.
DOMRADIO.DE: Sie sagen schon, im Rap können Sie alles sagen, was Sie sagen möchten. Warum passt das denn so gut zur Kirche?
Manuel: Es passt wirklich wunderbar, denn Kirche hat schon eine Botschaft. Für mich ist das Wichtigste: Ich bin ein Mensch! Ich bin so wie ich bin. Es gibt auch Teile von meinem Leben, wo viel stille Zeit ist. Und dann aber auch welche, wo ich lachen kann. Diese beiden Seiten braucht man für einen richtigen Menschen. Und auch die Kirche braucht beide Seiten, um deutlich etwas sagen zu können. Auch in der Stille, bei dieser langsameren und leisen Musik, die man genießen kann. Beide Seiten sollten nicht getrennt werden. Ich persönlich mag beide Musikarten. Aber gerade bei den jungen Leuten in der Kirche passt diese neue irgendwie. Das ist schon eine Art Sprache geworden, die die Jugend besser versteht.
DOMRADIO.DE: Genau, um die Jugend geht es hier ja. Vor allem auch in einem Ihrer Videos tanzen Sie in Ihrer Kutte und mit einer Kappe auf dem Kopf gemeinsam mit vielen Jugendlichen. Wie sind denn die Reaktionen auf Ihre Musik?
Manuel: Unterschiedlich. Viele Leute in den Kirchen finden das ein bisschen schwierig. Denn das ist nicht so gewöhnlich für einen Mönch, so etwas zu tun. Bei einem Mönch denken viele an Gregorianische Chorale - und das singe ich auch. Beispielsweise Pange Lingua. Das wird am ersten Januar hochgeladen. Aber ich singe auch gerne Rap und es passt wirklich gut. Die Mönchskutte schaut sehr cool aus und passt sehr gut zu einem Rapper.
DOMRADIO.DE: Der Song, um den es in dem angesprochenen Video geht, heißt "Hambalisu". Das ist ein gute Laune-Song in zwei Sprachen. Wieso ist Ihnen das denn so wichtig, auch mehrere Sprachen in Ihren Liedern zu verbinden?
Manuel: Weil ich ursprünglich aus Indien komme. Das Gesungene ist meine Muttersprache, die heißt Kannada bzw. ist so im Wörterbuch festgehalten von einem Deutschen, der Missionar in Indien war. Und in dem Song "Hambalisu" geht es darum, dass man seinen goldenen Träumen folgen soll. Ich befinde mich in Österreich und da verwende ich mehrere Sprachen: Deutsch, Englisch und Kannada. Damit ist alles möglich einfache Botschaften weiterzugeben. Viele Leute, die nicht in die Kirche kommen, sind sehr begeistert. Normalerweise sucht niemand auf YouTube nach christlichen Liedern, wenn sie nichts zu tun mit Gott haben. Man sucht eher nach Rap-Liedern und dann finden sie plötzlich diesen verrückten Mönch. Aber sie finden damit auch einen Inhalt bzw. eine Botschaft aus der Bibel. Und da wird es dann interessant – das ist mein Ziel.
Das Interview führte Julia Reck