Österreichs Nachkriegskanzler Figl soll seliggesprochen werden

Brückenbauer über ideologische Grenzen hinweg

Österreichs erster Nachkriegsbundeskanzler Leopold Figl soll seliggesprochen werden. Erste Vorbereitungen für einen Seligsprechungsprozess des christsozialen Politikers seien laut Bischof Schwarz in Gang.

Parlamentsgebäude in Wien, Österreich / © Lisa-S (shutterstock)
Parlamentsgebäude in Wien, Österreich / © Lisa-S ( shutterstock )

Der Sankt Pöltner Bischof will einen Seligsprechungsprozess für Figl (1902-1965) einleiten, wie er im Interview des Privatsenders P3tv ankündigte und der Presseagentur Kathpress bestätigte.

Neue Hoffnung für Österreich nach 1945

Als Gründe für diesen Schritt führte Schwarz die versöhnliche Persönlichkeit des christlichsozialen Politikers an. Im P3tv-Interview deutete er auch ein Martyrium Figls an, der 1965 an den Spätfolgen der Misshandlungen im Konzentrationslager starb: "Der Mann hat so viel Hoffnung gebracht", so Schwarz. "Er war nie nachtragend. Und hat im KZ Schläge erhalten, die ihm eigentlich das Leben gekostet haben."

Figl habe als Politiker weit über die ideologischen Grenzen hinweg Brücken gebaut, so der Bischof: "Ende des Krieges ging Leopold Figl von der Schenkenstraße hinüber zum Parlament. Auf einer Seite hat sich einer eingehängt, das war ein Kommunist. Auf der anderen Seite hat sich jemand eingehängt, das war ein Sozialist. Und die drei sind - mit Leopold Figl in der Mitte - zum Parlament gegangen. So hat Österreich 1945 wieder angefangen, Hoffnung zu schöpfen."

Befreiung Wiens rettete Figl vor Hinrichtung

Bei der Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch das Urteil des Papstes fest, dass eine verstorbene Person vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt sich die offizielle Empfehlung, diesen Menschen als Vorbild und als Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Mit der Seligsprechung wird erlaubt, dass der Kandidat in einer bestimmten Region öffentlich verehrt werden darf.

Die Befreiung Wiens durch die Rote Armee im April 1945 rettete Figl vor der von den Nazis bereits geplanten Hinrichtung. Als prominenter Funktionär des Ständestaates wurde er schon am 12. März 1938 verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. Nach fünf Jahren wurde Figl im Mai 1943 entlassen, doch 1944 neuerlich wegen Hochverrats verhaftet und ins KZ Mauthausen gebracht.

Politischer Werdegang

Im April 1945 war Figl Mitbegründer der ÖVP und als Staatssekretär Mitglied der provisorischen Staatsregierung unter Karl Renner. Am 20. Dezember 1945 wurde er zum ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik gewählt. In diesem Amt und dann ab 1953 als Außenminister war sein politisches Hauptziel die Wiedererlangung der vollen Freiheit und Souveränität des besetzten Österreich, die 1955 erreicht wurde.

In diesen Jahren war Figl schon unter den frühen Mitgliedern des Rosenkranz-Sühnekreuzugs, einer vom Franziskaner Petrus Pavlicek 1947 gegründeten Gebetsbewegung. Figl war überzeugt, dass die Freiheit Österreichs nicht nur durch politisches Geschick, sondern auch durch das Gebet erreicht werden könne.


Quelle:
KNA