Als nach eigenen Angaben erstes Bundesland will Baden-Württemberg Polizeirabbiner ernennen. Die jüdischen Seelsorger sollen angehenden Polizisten während ihrer Ausbildung Wissen über das jüdische Leben vermitteln und allen Polizeimitarbeitern sowie Angehörigen als Vertrauensperson zur Verfügung stehen, wie das Landesinnenministerium am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. Eine entsprechende, zunächst zwei Jahre laufende Vereinbarung sei am Mittwoch in Stuttgart unterschrieben worden.
Als erster Polizeirabbiner wurde der Leiter der jüdischen Gemeinde in Ulm, Rabbiner Shneur Trebnik, benannt, so die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW). "Baden-Württemberg ist damit einmal mehr das erste Land, das neue Wege geht, und damit antisemitische Tendenzen zurückdrängt, wo auch immer sie auftreten", sagte der Vorsitzende der badischen Israelitischen Gemeinschaft, Rami Suliman. Er hoffe, dass bald auch andere Bundesländer Polizeirabbiner ernennen.
Beitrag zur "inneren Kultur" der Polizei
Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, die Rabbiner könnten einen wichtigen Beitrag zur "inneren Kultur der Polizei" in Baden-Würrtemberg leisten. "Gleichzeitig werden wir auf diese Weise das Vertrauen zwischen den jüdischen Gemeinden und der Polizei weiter stärken."
Auch die Bundeswehr bekommt jüdische Seelsorger. Zunächst sollen bis zu zehn Militärrabbiner für die schätzungsweise 300 Soldaten jüdischen Glaubens in der Bundeswehr tätig werden. In Berlin wird zur Verwaltung ein Militärrabbinat eingerichtet, das von einem Militärbundesrabbiner geleitet wird.
Ende 2019 hatten Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und der Zentralrat der Juden in Deutschland einen Staatsvertrag über die jüdische Militärseelsorge unterzeichnet. Deren Struktur ähnelt der von den beiden großen Kirchen verantworteten christlichen Militärseelsorge.