Oberstudienrätin zu Unterricht mit und nach Corona

"Mussten uns immer wieder auf neue Situationen einstellen"

Bleiben die Schulen ab kommender Woche weiter coronabedingt geschlossen? Darüber entscheidet die Politik in den kommenden Tagen. Oberstudienrätin Dr. Maike Maria Domsel wünscht sich Verlässlichkeit und langfristigere Lösungen von der Politik.

Schulunterricht / © Julia Steinbrecht (KNA)
Schulunterricht / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Schule in Zeiten von Corona. Wie haben Sie und Ihre Schüler das bislang gemeistert?

Dr. Maike Maria Domsel (Oberstudienrätin und Dozentin): Ich finde, dass wir es an unserer Schule in Bonn eigentlich ganz gut gemeistert haben. Es war natürlich im Frühjahr eine ganz überraschende Situation, mit der ja auch überhaupt nicht zu rechnen war. Was gut gelaufen ist, was mich persönlich sehr gefreut hat, ist, dass die Digitalisierung dadurch vorangeschritten ist. Das wurde ja auch höchste Zeit. Ich habe auch gesehen, wie flexibel wir sein können als Kollegium insgesamt. Allerdings hätten wir uns etwas mehr Verlässlichkeit vonseiten der Politik gewünscht.

Wir mussten uns immer wieder auf neue Situationen einstellen, sehr kurzfristig. Wir hätten uns langfristigere Lösungen gewünscht oder auch zumindest ein paar Tage mehr, um uns auf das Neue einzustellen. Ich glaube, dass man von außen gar nicht sehen kann, was Schule bedeutet, was es für ein komplexes System ist. Viele denken ja auch, wenn die Schule zu ist, dann ist sie zu und dann haben die Lehrer Urlaub. Aber das ist ganz und gar nicht so. Denn dann fängt es eben an: digitalen Unterricht vorbereiten, teilweise eben auch parallel. Man darf nicht vergessen, es ist schon ein hohes Ansteckungsrisiko, wenn man mit circa 30 Leuten in einem Raum ist. Maske hin oder her, es ist schwierig. Für die Kinder und auch für die Erwachsenen natürlich.

DOMRADIO.DE: Die Kultusminister werden ja heute beraten, wie es weitergeht. Was erwarten Sie vom Schuljahr 2021? Oder sagen wir zunächst einmal von den nächsten Wochen?

Domsel: Ich denke mal, dass der Lockdown noch andauern wird, dass sich das auch auf die Schule natürlich übertragen wird. Ich kann mir vorstellen, dass es bis zu den Sommerferien schwierig wird und dann immer ein Wechsel von Distanzunterricht und Präsenz ist. Und ich hoffe, dass danach und auch im neuen Schuljahr die Impfungen greifen und wir nach und nach Fortschritte machen. Ich hoffe, dass wir dann in eine neue Normalität eintreten können. Wir sollten das, was wir gelernt haben in dieser Zeit, auch mitnehmen in die Zukunft. Also nicht einfach so tun, als ob nichts gewesen wäre, sondern überlegen, wie man die neue Digitalisierung auch einbauen kann. Das hat ja auch sehr positive Effekte gehabt.

DOMRADIO.DE: Französisch- und Religionslehrerin in Bonn, das ist ja nur die eine Wahrheit. Sie haben vor kurzem stellvertretend die Professur für Praktische Theologie an der Universität Duisburg-Essen übernommen. Wie kam es dazu? Und was bedeutet das jetzt für Ihren Arbeitsalltag?

Domsel: Es bedeutet jetzt für mich, dass ich erst mal aus der Schule komplett raus bin. Das heißt, ich arbeite komplett im Homeoffice, was für mich natürlich sehr außergewöhnlich ist, weil ich natürlich den Kontakt gewöhnt bin, mit ganz vielen Menschen in der Schule. Aber ich mache alles digital. Die Lehre in Duisburg-Essen ist komplett digital, von der Vorlesung bis zur Prüfung. Das ist natürlich erst einmal eine Umstellung für mich. Ich freue mich aber sehr. Es ist dazu gekommen: Ich habe zwei Kurse im letzten Jahr gegeben. Das hat sich so ergeben.

Ich habe den Kontakt bekommen durch eine Tagung in Fulda. Und dann, so ungefähr im Juni, hat mich mein Kollege angerufen und gefragt, ob ich das machen möchte, ob ich Lust dazu habe. Natürlich hatte ich Lust dazu, das ist klar, aber es war nicht einfach, das mit der Behörde zu klären. Ich habe eigentlich im November dann angefangen und am 3. November habe ich letztlich die Erlaubnis bekommen. Das war nicht ganz einfach.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Dr. Maike Maria Domsel / © Ralf Klein (privat)
Dr. Maike Maria Domsel / © Ralf Klein ( privat )
Quelle:
DR