"Beschützt an jedem Ort – Gebet in den Sorgen der Zeit" – unter diesem Motto gibt es das Chorgebet – gestaltet und entwickelt von der Kölner Dommusik – schon seit November 2020. Jetzt kommt die Live-Übertragung in Ton und Bild dazu: "Wir wollten für die Sängerinnen und Sänger unserer vier Domchöre ein Angebot schaffen, dass sie wieder im Dom singen - und zwar niederschwellig." Domkapellmeister Eberhard Metternich sieht in dem Chorgebet eine gute Möglichkeit, dass auch die jüngeren Chormitglieder wieder Gottesdienste im Dom mitgestalten können. Auftritte in Chorstärke sind im Moment nicht möglich, doch aufgrund des einfacheren Charakters des Chorgebetes kann dieser spezielle Gottesdienst auch in sehr kleinen Gruppen ansprechend gestaltet werden.
Nur wenige Ausführende während des Lockdowns
Aufgrund des Lockdowns setzt die Dommusik nur ein, zwei Sänger oder Sängerinnen für das Gebet ein, dazu kommen einzelne Instrumentalisten. Im November konnten noch etwas größere Chorgruppen auftreten, nun ist die Teilnehmerzahl deutlich begrenzter.
Im Schnitt werden drei bis vier Lieder oder Gesänge vorgetragen, dazu kommt meist ein Instrumentalstück, die Domorgel wird nur ab und zu eingesetzt. Der Gebetscharakter dieser neuen Gottesdienstform ist Domkapellmeister Metternich besonders wichtig: "Wir haben gemerkt, die Menschen verbinden in dieser Zeit viele Sorgen ganz unterschiedlicher Art; seien es gesundheitliche Sorgen, finanzielle Sorgen, existentielle Sorgen und auch die Frage nach dem Sinn dieser Pandemie."
Kerze als innere Mitte
Eine speziell gestaltete Kerze im Binnenchor – das ist der Bereich zwischen Vierungsalter und dem Hochaltar direkt vor dem Schrein mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige - stellt so etwas wie die innere Mitte des Gebetes dar.
Die Musikerinnen und Musiker stehen dort im Bereich des mittelalterlichen Chorgestühls, dazu kommt ein Vorbeter, der die Lesung vorträgt und einen kurzen Impuls dazu gibt. Die Gottesdienstteilnehmer sitzen im Langhaus des Domes und können aufgrund des Lockdowns nicht in die Gesänge miteinstimmen, wohl aber mitbeten und mitfeiern: "Grundsätzlich soll dieses Gebet helfen, dass man zur Besinnung kommt, dass die eigenen Sorgen und Nöte eine Resonanz finden. Und deswegen gibt es hier keine 'große Kunst', sondern es gibt besinnliche Gesänge", erklärt Metternich
Instrumentalmusik als wichtiger Bestandteil
Etwas virtuoser dürfen gerne die instrumentalen Einsätze sein. Einzelne Instrumente wie Violine oder Gambe oder auch Saxophon ergänzen jeweils das Chorgebet. Sowohl freie Musikerinnen und Musiker als auch Mitglieder des Kölner Gürzenich-Orchesters haben das Chorgebet mit ihren Instrumenten bereichert, das soll auch in den kommenden Wochen beibehalten werden: "Gerade die nicht-wortgebundene Musik kann helfen, dass man still wird und seinen eigenen Gedanken freien Lauf lassen kann", ist sich der langjährige Leiter der Dommusik sicher.
Besondere Fürbitten für eine besondere Zeit
Besonders gestaltet und ausführlich sind die Fürbitten im Chorgebet: "Es ist unser Anliegen, das man spürt, hier im Dom wird jeden Sonntag für die Sorgen, die die Menschen in dieser Zeit beschäftigen, gebetet - und das müssen nicht nur die Sorgen im Bezug auf Corona sein, sondern es gibt ja weltweit viele Krisenregionen und Probleme. Und alle Menschen, die bedrückt sind, sollen hier einen Ort haben, an dem für sie gebetet wird."
Das Gebet dauert etwa 30 Minuten und wird ab sofort jeden Sonntag ab 18 Uhr live in Ton und Bild übertragen – sowohl auf der Internetseite von DOMRADIO.DE als auch auf Facebook und Youtube.
Chorvesper wurde über 10 Jahre lang am Hochaltar und Schrein gefeiert
Bis zur Corona-Krise gab es an dieser Stelle immer die deutlich längere Chorvesper. Doch die konnte aufgrund der Pandemie schon seit März 2020 nicht mehr gefeiert werden. Mehr als zehn Jahre lang gestalteten die vier Domchöre und Gastchöre die an den englischen Evensong und an Vesper und Komplet angelehnte Gottesdienstform, immer übertragen von DOMRADIO.DE.
Das Chorgebet ist kürzer, freier in der Gestaltung. Zentral ist die Lesung aus der Bibel, die Fürbitten, ein spezielles Gebet zur Corona-Zeit und natürlich der Gesang – der sich aber auf nur sehr wenige Chorsängerinnen oder Chorsänger beschränkt, Gemeindegesang ist nach wie vor aufgrund des Lockdowns verboten.
Wer mitbeten möchte, ist nach vorheriger Anmeldung unter www.koelner-dom.de/zugangskarten im Mittelschiff des Kölner Domes herzlich willkommen, es gilt das Hygienekonzept des Domes mit u. a. Maskenpflicht und Abstand. Alle anderen können das Chorgebet nun wöchentlich live auf DOMRADIO.DE verfolgen.
Mathias Peter