Konkrete Informationen über die Fälle, die dabei untersucht wurden, würden nicht veröffentlicht, beklagte der Geschäftsführer der Initiative, Matthias Katsch, am Freitag in Berlin. Verantwortliche würden nicht identifiziert, Täter nicht benannt, auch sei mit den Opfern nicht gesprochen worden.
Keine Hilfe für die Betroffenen
Tatsächlich werde auf diese Weise verhindert, dass Betroffene voneinander erführen, sich austauschten und vernetzen könnten, betonte Katsch. Auch die Öffentlichkeit könne sich kein Bild von den empörenden Vorgängen machen. "Dieses Vorgehen führt das Bemühen um Aufklärung und Aufarbeitung ad absurdum", so Katsch. Die beauftragten Anwälte dienten "ihren Auftraggebern, nicht der Öffentlichkeit und schon gar nicht den Betroffenen".
Zugleich rügte die Initiative, dass die Frage der Entschädigung "immer wieder verzögert und verschleppt" worden sei. Dies gelte besonders für die Opfer von katholischen Ordensgemeinschaften. Die ersten von diesen hätten "bereits ihr Geschäft in Deutschland eingestellt und lassen von ihren Niederlassungen im Ausland mitteilen, dass sie leider für die Hinterlassenschaft ihres Wirkens in Deutschland keinerlei Verantwortung mehr zu tragen bereit sind".
Bischöfe müssten Verantwortung übernehmen
Hier müssten die Bischöfe die Verantwortung übernehmen, meinte Katsch. Opfer einer Ordensgemeinschaft im Bereich eines Bistums müssten sich in jedem Fall an dieses Bistum wenden können, um eine Anerkennungsleistung zu erhalten, unabhängig davon, ob die Ordensgemeinschaft willens oder in der Lage sei, Verantwortung zu übernehmen.
Katsch war Schüler des Berliner Canisius-Kollegs und wurde dort sexuell missbraucht. Er trug gemeinsam mit ehemaligen Schülern und dem damaligen Rektor, Jesuitenpater Klaus Mertes, maßgeblich dazu bei, dass der Missbrauchsskandal vor elf Jahren publik wurde.
Derzeit sitzt er in der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch. Als Bundestagsabgeordneter, so Katsch, wolle er sich weiter für Betroffene von Missbrauch engagieren sowie Kinderschutz und Kinderrechte zum Thema machen.