Erstkommunionvorbereitung in Corona-Zeiten

"Wir wollen kein Risiko erzeugen"

Vor Corona hatten die Erstkommunionkinder einmal die Woche Unterricht. Normalerweise würden sie sich jetzt in ihren Gruppenstunden auf das Fest vorbereiten. Doch trotz Corona-Pandemie ist man in Hürth bei Köln kreativ.

Erstkommunionkinder in weißen Alben / © Harald Oppitz (KNA)
Erstkommunionkinder in weißen Alben / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sind denn die Anmeldezahlen rückläufig? Haben sich wegen der Pandemie auch direkt weniger angemeldet?

Wigbert Spinrath (Pastoralreferent in Hürth): Nein, überhaupt nicht. Also wir haben hier in Hürth im Grunde die ganz erwarteten Anmeldezahlen, auch ein bisschen mehr als im Jahr 2020. So wie der Jahrgang vorhersehbar war. Es gibt nur ganz vereinzelt Familien, die zurückstellen.

Wir haben jetzt Abmeldungen vom letzten Jahr, weil wir hier in Hürth noch ungefähr 50 Kinder haben, die zur Erstkommunion gehen wollen. Diese Kinder sind im letzten Jahr noch nicht gegangen und jetzt inzwischen im vierten Schuljahr und älter geworden. Da haben wir von drei Familien die Mitteilung bekommen, dass sie doch nicht mehr an der Erstkommunion teilnehmen wollen.

DOMRADIO.DE: Das heißt aber, die Kinder sind eigentlich vorbereitet, da fehlte nur noch das Fest.

Spinrath: Ja, im letzten Jahr sind wir bis Mitte März gekommen. Da konnten wir dann wieder Erstkommunion feiern, sobald die Gottesdienste wieder gingen und auch Feiern für die Leute in einem Rahmen gingen, den sie auch wollten. Da haben wir hier angefangen mit etwa fünf Kindern in der Kirche und den Angehörigen, sodass es eben coronakonform war.

Dann haben wir immer noch kurze Vortreffen gehabt, aber die Kinder waren vorbereitet. Da würde man nur jetzt bei den Kindern, die nach einem Jahr kommen, natürlich gucken, wie man die jetzt nochmal neu mit dem Thema in Kontakt bringt. Aber das ist im Grunde vorbereitet. Das Problem ist der jetzige Jahrgang.

DOMRADIO.DE: Wie machen Sie das in den Hürther Gemeinden? Man kann sagen, auch da machen es nicht alle gleich?

Spinrath: Nein, also bunter war die Landschaft nie, würde ich jetzt mal sagen; auch im ganzen Rhein-Erft-Kreis, nach dem, was ich so höre im Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen. Wir hatten alles im Herbst vorbereitet auf die Situation, die wir im Herbst hatten. Wir wollten nach den Herbstferien beginnen und das ging ja dann leider nicht mehr.

Da hatten wir es noch gemeindebezogen überlegt, also in den einzelnen Gemeinden die Gruppen mit den Katechetinnen. Und das ging dann nicht. Wir haben dann mit einigen wenigen Gruppen starten können, mit Blick auf die Schulgruppen. Die Kinder, die in einer Schule zusammen waren, noch bis Mitte Dezember, kamen gemeinsam in eine Gruppe.

Da haben wir teilweise auch Religionslehrerinnen gewonnen, die auch Katechetinnen sind, die mit den Kindern nachmittags dann die Vorbereitung mit einer Klassengruppe übernommen haben, damit es keine zusätzlichen Kontakte gibt. Da wollen wir ja kein Risiko erzeugen. Das ist dann bis Mitte Dezember gelaufen.

Bei den Gruppen ist es teilweise so, dass die jetzt im Moment im Onlinekontakt sind, mit den Katechetinnen oder auch mit dem Pfarrer Müller und mir und dass wir das weiterführen. Einige Kleingruppen haben in anderen Gemeinden begonnen. Die sind dann auch teilweise, wenn sie sehr klein waren, von Eltern auch noch weitergeführt worden.

Und Onlineunterricht, weiß ich von Nachbargemeinden, dass sie das begonnen haben, aber das war nicht ganz einfach. Die sind inzwischen auf ein Modell übergegangen, dass sie die Kinder dann in Kleingruppen schon mal für kurze Zeit in die große Kirche holen.

DOMRADIO.DE: Was im Moment ja auch nicht geht. Sie haben auch noch Videos für die Kinder und die Familien produziert. Worum geht es dabei?

Spinrath: Das hatten wir zum Glück von März an direkt gemacht. Wir haben im Moment etwa acht Katechesevideos zusammengestellt, die teilweise die Bibelgeschichten betreffen, die wir in dem Kommunionkurs haben. Die schicken wir jetzt nach und nach. Die haben auch ganz gute Abrufzahlen auf unserem YouTube-Kanal. Die Familien sollen das mit den Kindern gucken.

Wir haben auch Arbeitsblätter vorbereitet, aber wir wollen im Moment die Kinder damit nicht überfüttern, weil die ja eh schon in der Heimarbeit sind. Und das wollen wir nicht noch ausreizen. Eigentlich haben wir ja jetzt den Startschuss bekommen von der Landesregierung.

Die Kinder kommen teilweise am 22. Februar zurück in die Schulen. Wir werden dann sofort beginnen, und zwar immer schulbezogen, dass wir an einem Ort, wo zum Beispiel 16 Kinder aus einer Klasse sind, wir schon zwei Wochen nach Schulbeginn ein Wochenende machen: Freitag, Samstag, Sonntag mit Katecheseeinheiten verteilt auf das Wochenende, um die Kinder in Präsenz zu haben, um denen das in Präsenz zu gönnen.

Und so gehen wir es jetzt Schule für Schule und Klassengruppe für Klassengruppe an. 

DOMRADIO.DE: Sie haben ja auch gerade schon gesagt: Videos ersetzen nicht diese Gruppenstunde. Da passiert ja viel mehr als die Vermittlung von Inhalten. Aber dennoch kann wahrscheinlich nicht diese Nähe erzeugt werden, die es üblicherweise in den Kommuniongruppen gibt. Durch die Distanz, durch den Abstand allein?

Spinrath: Das ist genau das, was fehlt. Und deswegen wollen wir es den Kindern ja auch in den Präsenzgruppen gönnen. Wo es immer geht ist, wenn Eltern die zeitliche Gelegenheit haben und es machen, wenn Eltern dann mit Kindern zusammen diese Videos gucken. Das ist eine ganz gute Erfahrung.

Dann kommen die Fragen auf, die werden diskutiert. Dann rufen auch schon mal Eltern oder auch die Familien an, dass man eine bestimmte Frage nochmal besprechen kann. Da geht es dann ganz gut, aber da ist der Beziehungsaspekt dann auch gegeben, weil die Eltern mit den Kindern zusammen diese Katechese gucken.

Da sind ja relativ viele Fragen drin, denen man dann nachgehen kann.

DOMRADIO.DE: Aber wann wird denn dann das Erstkommunionsfest stattfinden? Am Weißen Sonntag vermutlich nicht. Das müsste ja eine Blitzvorbereitung sein.

Spinrath: Ich habe ganz frisch eben noch mit dem Pfarrer Müller telefoniert, mit dem ich zusammen für die vier Hürther Gemeinden im Süden verantwortlich bin. Mit den anderen Kollegen haben wir gestern Nachmittag gesprochen. Wir gehen leider davon aus, dass nach Ostern diese Sachen nicht so starten können, wie man das mal angedacht hat. Aber wir hatten noch keine festen Termine herausgegeben.

Im Moment versuchen wir, die Kinder vom vierten Schuljahr in jedem Fall noch in diesem Schuljahr zu versorgen. Das ist der eine Aspekt und der andere ist, dass wir davon ausgehen, dass wahrscheinlich so ab Mitte Juni auch für die Familien wieder Feiermöglichkeiten bestehen, dass wir dann bis vielleicht knapp zu Beginn der Sommerferien und dann am Ende der Sommerferien schon wieder starten.

Dann könnten wir im Herbst wieder solche Gottesdienste anbieten wie im letzten Jahr: immer fünf Kinder pro Gottesdienst mit ihren Angehörigen. Das ist dann ungefähr eine Gottesdienst-Feiergruppe, die wir ja coronakonform in der Kirche sehr gut machen können. Und da haben wir auch sehr schöne Feiern erlebt. Die waren auch sehr persönlich, auch ganz anderer Art, aber auch sehr schön.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR
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