Online-Exerzitien im Alltag für die Fastenzeit gestartet

"Die Goldader im Leben freilegen"

Die Fastenzeit ist eine Zeit, in der man schauen sollte, was im Leben wirklich zählt, sagt Diakon Tobias Wiegelmann. Deswegen gibt es jetzt ein Online-Projekt, das der "Goldader" in der Fastenzeit auf den Grund gehen will.

Symbolbild Gold, Goldnuggets / © Billion Photos (shutterstock)
Symbolbild Gold, Goldnuggets / © Billion Photos ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie wollen in den 40 Tagen bis Ostern die "Goldader im Leben" freilegen. Was hat es damit auf sich?

Diakon Tobias Wiegelmann (Referent für Katechese und Sakramentenpastoral im Erzbistum Köln): Das ist entstanden bei der Suche nach einem griffigen Titel für das Projekt. Wir arbeiten mit Grafiken des amerikanischen Künstlers Scott Ericsson und der hat zwei Farben in seinen Grafiken: Schwarz und Gold. Und dann kam uns die Idee: Dieses ganze Schwarze, das Dunkle im Leben, das liegt gerade so auf der Hand. Es liegt so auf der Straße, das sieht jeder. Aber lasst uns doch mal gemeinsam graben und das, was golden ist, entdecken. Da ist dieser Begriff der Goldader entstanden.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie planen so eine Art digitale Exerzitien im Alltag?

Wiegelmann: Genau. Wir haben am Aschermittwoch angefangen.

DOMRADIO.DE: Und wie genau funktioniert das?

Wiegelmann: Wir haben die Netzgemeinde DA_ZWISCHEN. Die schickt sowieso immer über Messenger Nachrichten an ihre Nutzer. Und jetzt bekommen die Mitglieder des Projektes jeden Morgen eine Nachricht, ein Bild und einen Satz und das Bild und der Satz stammen aus diesem Buch des Künstlers Scott Erikson. Das Besondere ist: Das sind Sätze auf Englisch, weil er Amerikaner ist.

Wir laden die Menschen ein, mal drüber nachzudenken und diese Sätze wirklich zu übersetzen. Zum einen ins Deutsche zu übertragen und zum anderen vielleicht auch in ihren Alltag zu übersetzen, was sie anspricht. Das wird durch die Grafik natürlich nochmal unterstützt.

DOMRADIO.DE: Das macht natürlich jeder für sich. Aber Sie wollen ja den Austausch fördern, die Gemeinschaft. Wie genau machen Sie das ?

Wiegelmann: Wir haben im Winter gute Erfahrungen gemacht durch wöchentliche Treffen am Freitagabend, wo wir  die Menschen versammelt haben. Das geht ja mittlerweile sehr geübt für alle Menschen über Videokonferenzen. Das machen wir in diesem Projekt eben auch. Freitagabends treffen wir uns in festen Gruppen, die die ganzen 40 Tage miteinander unterwegs sind als auch flexiblen Gruppen für Menschen, die nur an bestimmten Freitagen können. Über Video tauschen wir uns über das aus, was wir die Woche über mit den Impulsen erlebt haben.

DOMRADIO.DE: Warum sind solche Projekte jetzt gerade im Moment so wichtig?

Wiegelmann: Grundsätzlich lädt die Fastenzeit dazu ein, mal einen Gang zurück zu schalten im Alltag und diese Goldader zu suchen – auf das zu schauen, was mir im Leben wirklich bedeutsam ist. Wo spüre ich vielleicht auch eine Verbindung zu Gott, zu meinem Glauben? Das ist ja sowieso der Fastenzeit gemäß.

Formen von Vergemeinschaftung sind glaube ich gerade wichtig, wo wir alle bei uns zuhause sitzen, wo der Lockdown immer noch weitergeht und wir merken, wie die Einsamkeit zunimmt. Da ist es total gut, mit anderen Menschen verbunden zu sein. Sowohl sich in dem Videotreffen zu sehen, aber auch zu wissen: Mit mir sind über 100 andere Menschen auf diesem gleichen Weg unterwegs, die mit mir gemeinsam jetzt diesen Exerzitienweg gehen. Das schafft ja auch schon eine Form von Verbundenheit.

DOMRADIO.DE: Und zwar eine Verbundenheit der christlichen Netzgemeinde. Wer ist denn da alles dabei?

Wiegelmann: Die Netzgemeinde DA_ZWISCHEN ist ein Projekt, das von vier Bistümern getragen wird. Angefangen hat das im Bistum Speyer. Dann kam das Erzbistum Freiburg dazu, dann das Bistum Würzburg und das Erzbistum Köln ist jetzt seit einem guten Jahr auch mit dabei. Es stehen schon andere Bistümer in den Startlöchern, die noch dazu kommen wollen. Wir wachsen tatsächlich auch in der Netzgemeinde.

Die Nutzergemeinschaft, also Menschen, die mit uns unterwegs sind, das sind mittlerweile über 4.000 Menschen, die unsere Angebote wahrnehmen, unsere Impulse abonniert haben und immer so zwischen 200 und 400, die am Wochenende mit uns Gottesdienst feiern.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter. 


Diakon Tobias Wiegelmann / © Julia Rosner (Kirchenzeitung Koeln)
Quelle:
DR
Mehr zum Thema