DOMRADIO.DE: Ist der Verzicht indem wir die Corona-Bestimmungen befolgen ein Fasten im christlichen Sinne?
Pfarrer Karl Josef Schurf (stellvertretender Stadtdechant von Köln): Zunächst einmal nicht, denke ich. Das ist uns ja im Grunde auferlegt. Wir haben alle die Aufgabe - zusammen mit den Menschen dieser Welt - runterzufahren und zu unterbrechen. Viele sehen das als Last. Ich merke das bei mir auch hier und da: Das Gemeinschaftliche bleibt auf der Strecke.
Aber ich glaube, wir alle merken, egal welcher Weltanschauung wir sind, dass es nicht einfach nur weitergehen kann: immer schneller, immer höher, immer besser. Wir können diese Unterbrechungen nutzen, um ein Stück Einsicht zu bekommen und an uns selber zu arbeiten, statt immer nur gegenseitig etwas voneinander zu verlangen. Hier ist eine Schnittstelle zum Christlichen, dass wir sagen: Das ist letzten Endes ein Ruf Gottes an uns, mit unserem Leben neu anzufangen, es vereinfacht und gründlich zu gestalten.
DOMRADIO.DE: Müssten wir uns dann weitere Fastenziele setzen bis Ostern?
Schurf: Ich glaube, die Menge der Fastenziele macht es nicht. Aber ich finde es gut, wenn jeder und jede sich die Mühe macht sich zu fragen: Was gibt es bei mir, woran ich etwas tun möchte und auch tun kann? Wenn das dann ein Ziel sein kann, ist das sehr gut.
DOMRADIO.DE: Es geht ja in erster Linie darum, die Vorfreude auf Ostern zu steigern, oder?
Schurf: Genau. Daher meine ich, ist die Gemeinschaft mit Jesus in dieser Zeit ganz besonders angesagt. Es geht nicht um dieses Aktivistische. Es kann zwar ein Ausfluss sein, dass wir ganz konkret was tun, aber das Entscheidende ist, dass wir unser Leben mit Jesus ganz bewusst aufnehmen und durchgehen. Im Guten wie auch im Schweren.
DOMRADIO.DE: Gibt es bei Ihnen vor Ostern noch Rotwein oder Schokolade?
Schurf: Schokolade gibt es nicht. Da warte ich auf die Ostereier. Rotwein gibt es, aber nicht jeden Tag. Wenn, nur sonntags - dann aber mit Vorfreude.