Bischof Meier empfiehlt Vaterunser-Variante

"Unser tägliches Wort gib uns heute"

Der Augsburger Bischof Bertram Meier wirbt in seinem Fastenhirtenbrief für eine Variation des Vaterunsers: Statt um das tägliche "Brot" bitte er um das tägliche "Wort". Auch den Gläubigen legt er diese Änderung nahe. 

Vaterunser / © Viola Kick (DR)
Vaterunser / © Viola Kick ( DR )

"Anstelle der Bitte ums tägliche Brot bete ich immer wieder auch ums tägliche Wort: 'Unser tägliches Wort gib uns heute!'", schreibt Meier in seinem am Samstag veröffentlichten Hirtenwort zur Fastenzeit. Dies empfehle er zur Nachahmung, so der Bischof.

Er erklärt: "Das Materielle allein macht uns nicht zu Menschen. Wir brauchen Beziehung, Freundschaft, gute Worte füreinander, das Wort Gottes, gemeinsame Gottesdienste." Daher habe er sich für sein privates Vaterunser diese kleine Variante ausgedacht.

Weiter fragt Meier die Katholiken, vor welchen Autoritäten sie sich beugten: "Vor den Herrschaften der Welt, vor den hochwürdigen Herren der Kirche - oder vor Gott?" Meier hebt hervor: "Es gibt auch Atheismus in der Kirche." Es werde viel über Gott gesprochen, aber wenig mit ihm.

Ferner werde auch in der Kirche mitunter die Botschaft Jesu "auf diabolische Weise" verdreht, ohne den Wortlaut zu ändern. Dies sei eine "satanische Versuchung". Der Bischof erläutert: "Die Spannung zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit wird einseitig aufgelöst, die Bibel wird für die eigenen Interessen verzweckt, die Deutungshoheit über die Heilige Schrift wird für sich beansprucht."

Aufruf zur Gewissenserforschung

Der Bischof ruft in diesem Zusammenhang zur "Gewissenserforschung" auf und fügt hinzu: "Bei manchen Diskussionen in Kirchenkreisen gewinne ich den Eindruck, dass es weniger um Gott geht als vielmehr um uns selbst - nach dem Motto: Jeder ist sich selbst der/die Nächste."

Glauben sei mehr als die Zustimmung zu Wahrheiten, die man in Dogmen und Moralvorstellungen gießen könne.

Meier weiter: "Wenn wir alles selbst machen wollen - unseren Glauben, die Kirche, den Lebenssinn -, dann schaffen wir einen Götzen: ein Machwerk unserer Hände und Hirne." Diese Versuchung trage viele Namen: "Produktivität, Geld, Gier und Geiz, die gesicherte Position, Arbeitsleistung, Wohnung und Statussymbole".

Der Bischof warnt: "Die Schöpfung, unser 'gemeinsames Haus', steht auf der Kippe. Wir können davon ausgehen, dass durch gewissenlose Ausbeutung der Schöpfung Klimakatastrophen und Pandemien häufiger werden." Dazu ergänzt Meier: Anbetung bedeute mehr als ein Ritual vor dem Allerheiligsten. "Anbetung ist Haltung und Lebensform: Staunen und Ehrfurcht."


Bertram Meier / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bertram Meier / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA