Bistum Essen will Personalarbeit für Kleriker neu aufstellen

Strukturelle Schwachstelllen beheben

Das Bistum Essen will die Personalarbeit für seine Kleriker neu aufstellen. Die Unternehmensberatung KPMG hatte auch die Personalführung des Generalvikariats untersucht, das über die Priester und Diakone hinaus für nicht geweihte Seelsorger zuständig ist.

Der Essener Dom / © Ilija Ascic (shutterstock)

Die Abläufe und Entscheidungsstrukturen seien "nicht klar genug definiert", sagte Generalvikar Klaus Pfeffer im Interview des Portals katholisch.de (Montag) unter Berufung auf eine Studie. Danach würden Priester und Diakone durch das mit ihrer Weihe begründete "besondere Dienstverhältnis zum Bischof" in vielerlei Hinsicht auch "besonders" behandelt. 

"Vieles ist unklar, nicht geregelt, widersprüchlich und wenig professionell", sagte Pfeffer. "Das ist einerseits erschreckend, andererseits aber auch befreiend, weil wir jetzt sehr offen auf den Prüfstand stellen können, was über viele Jahre gewachsen ist."

Transparentere Prozesse, mehr Professionalität

"Wenn wir die Kirche und ihre geweihten Amtsträger allzu sehr überhöhen, wird es brenzlig", führte Pfeffer aus. "Dann entsteht eine eigentümliche familiäre Logik - mit der Gefahr von Intransparenz, Willkür und unklaren Machtstrukturen." Die Unternehmensberatung empfehle deshalb, für deutlich mehr Standards, verbindliche und transparente Prozesse sowie eine höhere Professionalität zu sorgen.

Die KPMG-Expertise über die Personalarbeit hatte das Ruhrbistum den Angaben zufolge im Anschluss an die 2018 veröffentlichte Missbrauchsstudie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (MHG-Studie) in Auftrag gegeben. "Unser Ziel war es, die Arbeitsweisen und Abläufe in der Organisation zu überprüfen" und "herauszufinden, ob und wo genau es strukturelle Schwachstellen gibt, die Gefahren in sich bergen", erklärte Pfeffer. Denn die MHG-Studie habe gezeigt, dass Art und Weise der Personalarbeit in der deutschen Kirche zu einem unangemessenen Umgang mit Hinweisen auf Fehlverhalten bis hin zur Vertuschung strafbarer Handlungen geführt habe.

"Starker Fokus auf Einzelfälle"

Laut dem von katholisch.de veröffentlichten KPMG-Projektbericht hat das Bistum in den vergangenen Jahren die professionelle Personalarbeit zwar erheblich verbessert. Nun stehe aber der "nächste Reifeschritt" an. So sei in der Personalarbeit ein "starker Fokus auf Einzelfälle" statt eines regelbasierten Vorgehens zu beobachten.

"Der Versuch einer besonders fürsorglichen Arbeitsweise ermöglicht hier - auch unbeabsichtigt - bei fehlenden Rahmenbedingungen in Form von Richtlinien, Zuständigkeiten und Entscheidungskriterien die Ausübung und Sicherung von persönlicher Macht." Stellen würden tendenziell Personen angepasst - statt Personen nach Funktionskriterien auszusuchen.

Rolle von vorgesetzten Pfarrern nicht eindeutig definiert

Weiter gibt es laut KPMG "eine unzureichende Konfliktkultur" und einen "mangelnden Umgang mit Fehlverhalten". Notwendig sei, die "Personalakte als zentrales Dokumentationsinstrument der Personalarbeit" weiterzuentwickelen. Formulare, Vorlagen und Regelwerke würden nur in einzelnen Prozessen eingesetzt; Gesprächsergebnisse würden häufig gar nicht, nur formlos in Handnotizen oder nicht ausreichend dokumentiert.

Auch sei die Rolle vorgesetzter Pfarrer nicht eindeutig definiert. Sie würden an verschiedenen Stellen in Entscheidungen eingebunden, ohne dass dies einer eindeutigen Regel folge. Empfohlen werden zudem ein Führungskräfte-Curriculum für leitende Mitarbeitende, eine konsequente Durchführung von Jahresgesprächen und verpflichtende Fortbildungen.


Quelle:
KNA