"In vielen dieser Länder legt sich die Corona-Pandemie wie eine Schicht über vielfältige Probleme: die Trockenheit, Heuschreckenplagen, Konflikte, enge Wohnverhältnisse in Slums und Flüchtlingslagern", sagte der Malteser-Großkanzler, Albrecht Freiherr von Boeselager im Interview den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. Die Zahl der Hungerleidenden könne sich im Zuge der Pandemie erhöhen. "Die Bekämpfung des Hungers ist in manchen Regionen absolut vorrangig."
Aufklärung und Schutzausrüstung
Da es Schutzimpfungen in vielen Entwicklungsländern mittelfristig wohl nicht geben werde, seien vorbeugende Maßnahmen wie Aufklärung, Schutzausrüstung, Masken und Hygieneartikel weiterhin wichtig, erklärte von Boeselager. Doch auch wenn die Vakzine zur Verfügung stehen, sieht der Großkanzler Probleme. Da manch ein Impfstoff stark gekühlt werden muss, sei es "eine Illusion, ihn in Länder zu bringen, die nicht über die nötige Infrastruktur verfügen". Andere Impfstoffe seien in der Handhabung einfacher. Allerdings seien die Voraussetzungen zur Gesundheitsversorgung in Konfliktgebieten wie dem Sudan, Syrien oder der Sahelzone zerstört oder nicht vorhanden.
Gerechte Verteilung von Impfstoffen
Von Boeselager sprach sich für eine gerechtere Verteilung von Impfstoffen weltweit aus. "Solange es auf der Welt eine Region gibt, in der das Virus wütet, wird es auch neue Mutanten geben - und solange werden wir das Virus nicht in den Griff bekommen", mahnte er. Zudem führte er ein ethisches Argument ins Feld: "Die reicheren Länder dürfen die Mittel nicht für sich behalten."
Der Malteserorden ist ein katholischer Orden, der dem Heiligen Stuhl unterstellt ist. Weltweit sind die Malteser in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe sowie im Gesundheitssektor aktiv. In Deutschland gründeten der deutsche Zweig des Ordens und der Deutsche Caritasverband 1953 den Malteser-Hilfsdienst (MHD) als Sanitäts- und Katastrophenschutzorganisation.