Das sagte er am Montag im Deutschlandfunk. Als ein Beispiel dafür nannte der Professor für Systematische Theologie, Ethik und Fundamentaltheologie an der evangelisch-theologischen Fakultät der Ruhr Universität Bochum kirchliche Aussagen zu Umweltschutz und Klimawandel. Auf der Gemeindeebene dagegen würden sich die Gläubigen oft mit ganz anderen Fragen befassen.
Wenn die Kirche auftrete "als Akteur, der ganz bestimmte politische Ziele verfolgt", sei dies "zweischneidig", so Thomas: "Ein richtiges Problem wird gesehen, aber in der Lösung wird ein neues Problem erzeugt." Denn durch das kirchliche "Moralisieren" könnten Kompromisse erschwert oder unmöglich gemacht werden. Der Konflikt könne sich weiter verschärfen, wenn derjenige verurteilt werde, der "Werte vertritt, die man selber nicht vertritt".
Weitere Probleme möglich
Dabei sei es nicht generell abzulehnen, dass die Kirche politisch agiere, ergänzte der Theologe. Aber "die politischen Impulse und Richtungsentscheidungen sollten nicht von der Kirchenleitung vorgegeben werden". Die politische Existenz der Kirche lebe vielmehr wesentlich davon, "dass Millionen Christen und Christinnen tagtäglich in ihren Verantwortungsräumen Verantwortung übernehmen und dieses Leben gestalten und versuchen, es zu verbessern".
Aus der politischen Aktivität der Kirche entstehe zudem ein weiteres Problem, warnte Thomas. Es könne zu der Frage führen: "Warum soll ich eigentlich noch in der Kirche sein, wenn es reicht, bei Amnesty International zu sein, mich in einer Partei zu engagieren und in der Nachbarschaftshilfe dabei zu sein?"