Die Wortwahl "Küng hat sich mit der Kirche ausgesöhnt" stamme nicht von ihm, sondern sei "die Deutung und Formulierung eines Journalisten", erklärte Kasper laut dem Schweizer Medienportal kath.ch am Samstag.
Ursprüngliche Zitate in Zeitungs-Interviews
In zwei Interviews der Zeitungen "Osservatore Romano" und "Corriere della Sera" hatte Kasper berichtet, er habe im Sommer 2020 Papst Franziskus darüber informiert, dass Küng dem Lebensende nahe sei und in Frieden mit der Kirche sterben wolle. Daraufhin habe Franziskus ihm Grüße und Segenswünsche "in christlicher Gemeinschaft" aufgetragen.
"Es war, als fühlte sich Küng in Frieden mit der Kirche und mit Franziskus, eine Art Versöhnung", hatte Kasper laut "Corriere della Sera" gesagt. Zwar seien theologische Differenzen geblieben; "auf pastoraler und menschlicher Ebene war es aber eine Aussöhnung", wurde Kasper im "Osservatore Romano" zitiert.
Worte und Zeichen, aber keine Rehabilitierung
Auf Anfrage von kath.ch schrieb Kasper nun, er habe gewusst, dass "Worte und Zeichen" wie der Segensgruß durch den Papst für Hans Küng besonders in der allerletzten Phase seines Lebens wichtig seien. "Dass Küng mehr erwartet hat, war mir bekannt", erklärte Kasper weiter. Eine "juristische und amtliche Rehabilitierung" Küngs, dem 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wurde, sei aber "aus verschiedenen Gründen in der gegebenen Situation" unrealistisch gewesen.
Mit dem Überbringen der päpstlichen Segenswünsche habe er daher getan, was ihm möglich erschien, "um auf der menschlichen und seelsorgerlichen Ebene zu einer Versöhnung in der zur Verfügung stehenden Zeit beizutragen", so Kasper: "Ich bin jedoch nicht so naiv zu meinen, damit sei alles gelöst und wie weggewischt", schrieb er kath.ch.
Kritik von der Stiftung Weltethos
Der Generalsekretär der Stiftung Weltethos, Stephan Schlensog, hatte die Aussage über eine angebliche Aussöhnung als "schlicht unwahr" kritisiert. Noch kurz vor Weihnachten habe Küng einen Brief an Papst Franziskus geschrieben und sich traurig darüber gezeigt, dass die Kirche nicht die Größe habe, ihn angesichts seiner Verdienste zu rehabilitieren. "Aussöhnung klingt anders", so Schlensog. Der Brief sei unbeantwortet geblieben.