Bei der digitalen Vorstellung seines neuen Buchs "Christliche Umweltethik", erschienen im Herder-Verlag, räumte Markus Vogt zugleich ein, dass die Kirche in diesem Bereich eine Nachzüglerin gewesen sei. Erst mit der Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus 2015 habe sich dies geändert. Zuvor seien kein einziges Mal in einer päpstlichen Lehrverkündigung die Begriffe Nachhaltigkeit oder Klimawandel vorgekommen.
Ökologische Krise und Religion
Die ökologische Krise habe eine religiöse Dimension, ist Vogt überzeugt. Denn sie erzeuge eine neue Frage nach Gott. Der Kern im Ringen der Gottesfrage ist seiner Beobachtung nach heute nicht mehr die Heilsangst, also wie es gelinge, einen gnädigen Gott zu bekommen. Vielmehr gehe es um die Frage, "was kann unser Tun vor der kommenden Generation rechtfertigen".
Das sei eine Bewährungsprobe für die Theologie, so Vogt. Sie stehe vor der Herausforderung, ob sie für die Gegenwart den Menschen etwas zu sagen habe, ob sie Hoffnung vermitteln könne angesichts der stets neuen Herausforderungen des Lebens.
Neuer Schwung für die Kirche
Die "Fridays for Future"-Bewegung habe auch den Kirchen neuen Schwung gegeben, so der Sozialethiker. Theologie könne ihren Beitrag leisten, aber nicht als "Moralagentur", sondern im Sinne einer Moral jenseits des Moralisierens. Dafür gelte es, das Lebenswissen aus der biblischen Tradition fruchtbar zu machen. Gemeint seien jene Erzählungen vom Selbstverständnis des Menschen, die vom gelingenden Leben, aber auch vom Scheitern berichteten.
Die wichtigste Kompetenz der Kirchen für die Umweltethik sei dabei die christliche Bildung, die auf "Hirn, Herz und Hände" ziele. Dabei gehe es um die Einheit von Wissen und Gewissen, sagte Vogt.