Papst Franziskus hält Audienz

Viel los beim Pontifex

Papst Franziskus hat Libanons designierten Ministerpräsidenten Saad Hariri zu einer Privataudienz empfangen. Zudem traf er die Spitze der Italienischen Bischofskonferenz und den Oberen der Legionäre Christi.

Papst Franziskus empfängt den libanesischen Politiker Saad Hariri. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt den libanesischen Politiker Saad Hariri. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Bei dem 30-minütigen Gespräch mit Hariri bekräftigte das Kirchenoberhaupt nach Vatikanangaben seinen Wunsch, das Krisenland zu besuchen, sobald die Bedingungen dafür gegeben seien.

Gleichzeitig forderte Franziskus erneut, dass die internationale Gemeinschaft und alle politischen Kräfte des Zedernstaats sich für das Wohl der Nation einsetzen sollten. Dann könne es gelingen, aus dem Libanon ein "Land der Begegnung, des Zusammenlebens und des Pluralismus" zu machen. Dabei brachte der Papst auch seine Nähe zum libanesischen Volk zum Ausdruck, das "eine Zeit großer Schwierigkeiten" erlebe.

Im Libanon herrscht seit Monaten eine schwere politische, wirtschaftliche, soziale und humanitäre Krise. Seit dem Rücktritt von Ministerpräsident Hassan Diab im August 2020 ist das Land de facto ohne politische Führung. Der im Oktober zum designierten Ministerpräsidenten ernannte Hariri vermochte es bislang nicht, eine neue Regierung zu bilden. Der Patriarch der maronitischen Christen im Libanon, Kardinal Bechara Rai, bemüht sich ebenfalls seit Monaten, bei der Bildung einer effektiven Regierung zu vermitteln.

Forderung nach "synodalem Prozess"

Über Inhalte des Zusammentreffens von Papst Franziskus mit der Spitze der Italienischen Bischofskonferenz teilten bisher weder Vatikan noch Bischofskonferenz etwas mit. Neben dem Konferenzvorsitzenden, Kardinal Gualtiero Bassetti, nahm Generalsekretär Stefano Russo an der Begegnung teil. Zuletzt hatte Franziskus die Spitze der Bischofskonferenz Ende Februar empfangen, damals auch mit den drei Vizepräsidenten.

Zwischenzeitlich tagte Ende März der Ständige Rat der Bischofskonferenz. Dabei skizzierten die Bischöfe erste Pläne eines vom Papst verlangten "synodalen Prozesses". Der sei eher als Methode denn als inhaltliche Reform geplant, hieß es damals. Bedeutsam werde der Prozess vor allem angesichts der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Lage, in die viele Menschen durch die Pandemie geraten seien. Im Januar hatte Franziskus die Bischofskonferenz aufgefordert, endlich einen synodalen Prozess zu beginnen, bei dem jede Diözese und jede Gemeinde sich einbringen müsse.

Weitere Themen der Begegnung könnten die Pandemie und ihre seelsorglichen Folgen sowie die Zusammenlegung von Diözesen gewesen sein. In den vergangenen Jahren hat der Papst immer wieder einzelne der insgesamt gut 220 Bistümer Italiens fusioniert. Etliche Bischöfe leiten und verwalten de facto zwei, mitunter drei Diözesen.

Nachgeholter Antrittsbesuch

Papst Franziskus hat den Oberen der Legionäre Christi, Pater John Connor, empfangen. Der US-Geistliche Connor (52) war Anfang Februar 2020 zum neuen Generaldirektor der Gemeinschaft gewählt worden. Der übliche Antrittsbesuch beim Papst sei pandemiebedingt abgesagt und jetzt nachgeholt worden, erklärte ein Sprecher der Gemeinschaft. Connor habe den Papst auch über den Stand der Reformen bei den Legionären Christi wie auch bei der Gemeinschaft Regnum Christi, die mit den Legionären verbunden ist, informiert.

Anfang der 2000er Jahre waren schwere Fälle sexuellen und psychologisch-geistlichen Missbrauchs durch den Gründer der Legionäre, den mexikanischen Priester Marcial Maciel (1920-2008), bekannt geworden. Dies hatte eine schwere Krise des Ordens und einen mehrjährigen Erneuerungsprozess zur Folge. Angesichts von Mängeln in den inneren Leitungsstrukturen verfügte Papst Benedikt XVI. 2010 eine umfassende Untersuchung der Gemeinschaft und durchgreifende Reformen.

Die Reformen waren über etliche Jahren hinweg bei mehreren Generalkapiteln erarbeitet worden. Ende März veröffentlichten die Legionäre Christi eine aktualisierte Übersicht von Missbrauchsfällen. Darin listeten sie sämtliche Fälle von Beschuldigten aus ihren Reihen weltweit auf. Der "Jahresbericht 2020: Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung" aktualisiert Statistiken aus einem ersten Bericht von 2019. Die Legionäre zählen nach eigenen Angaben derzeit knapp 1.500 Mitglieder in 21 Ländern.

Patriarch Rai plädiert erneut für eine Expertenregierung

Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai hat erneut zu einer schnellen Bildung einer Expertenregierung im Libanon aufgerufen. "Wenn nicht eine Regierung unparteiischer Technokraten gebildet wird, über die keine Gruppe Hegemonie ausübt, sind alle Aussagen über die Rettung des Landes, die Reformen, den Kampf gegen Korruption, die kriminaltechnische Prüfung, die Verteidigungsstrategie und die nationale Aussöhnung absurd" mahnte er laut örtlichen Medien in seiner Sonntagspredigt an seinem Amtssitz in Bkerke nördlich von Beirut.

Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA