NRW-Innenminister bitte um Verzicht auf Präsenzgottesdienste

Widerspruch aus katholischer Kirche

Trotz geschlossener Kultureinrichtungen und Verbote in Innenräumen sind Kirchen weiterhin geöffnet und bieten auch Präsenzgottesdienste an. NRW-Innenminister Reul hält das in dieser Phase der Pandemie für nicht mehr gerechtfertigt.

Gottesdienstteilnehmer tragen Mundschutz / © Harald Oppitz (KNA)
Gottesdienstteilnehmer tragen Mundschutz / © Harald Oppitz ( KNA )

Nach dem mutmaßlichen Corona-Ausbruch in einer freikirchlichen Gemeinde hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) die Religionsgemeinschaften aufgerufen, über einen Verzicht von Präsenzgottesdiensten nachzudenken. 

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) / © Christophe Gateau (dpa)
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) / © Christophe Gateau ( dpa )

"Man muss sich immer fragen: Ist das jetzt in diesem Umfang wirklich nötig? Wir leben in einer Zeit, in der wir alle Einschränkungen hinnehmen müssen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag).

Die Verantwortlichen der Gemeinden sollten "ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht" werden und "an das Allgemeinwohl" denken, so der Politiker. Die Religionsfreiheit sei "ein hohes Gut", betonte Reul. Wenn Präsenzmessen stattfänden, dann gehe das "nur mit einem Höchstmaß an Infektionsschutz".

Widerspruch aus Köln

Domkapitular Dominik Meiering (KiK)
Domkapitular Dominik Meiering / ( KiK )

Darauf reagierte der Kölner Innenstadtpfarrer und Domkapitular Dominik Meiering am Dienstagmorgen im DOMRADIO.DE-Interview. Er beziehe den Appell weder auf die katholische noch evangelische Kirche: "Es gibt immer wieder Freikirchen, zum Beispiel jetzt in diesem einen Fall, da gibt es jede Menge Impf-Leugner, die machen dann einfach Veranstaltungen, die ich für verantwortungslos halte." 

Außerdem sei man als katholische und evangelische Kirche hier sehr gut im Gespräch mit den Gesundheitsämtern und mit der Landesregierung. Meiering ergänzte: "Wir bekommen ja auch vom RKI gesagt, dass wir alle Auflagen erfüllen und vorbildlich sind in dem Aufpassen darauf, dass eben nichts passiert".

"Regeln haben sich bewährt"

Ähnlich äußerte sich vergangene Woche Antonius Hamers, der Leiter des katholischen Büros in NRW. Gegenüber DOMRADIO.DE sagte er: "Alles das sind Regeln, mit denen man auf die jetzige Situation reagieren will und zugleich ermöglichen will, dass wir würdig und gut Gottesdienst feiern können. Diese Regeln haben sich bewährt, auch wenn es eine Einschränkung ist". 

Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)

Er sei froh, dass weiter Gottesdienste gefeiert werden dürften. Zur Unterscheidung von geschlossenen Kulturveranstaltungen machte er klar, dass bei der Wahrnehmung von Präsenz-Gottesdiensten das Religionsausübungsrecht gemäß dem Grundgesetz, Artikel 4 zur Anwendung komme. 

"Wir nehmen an unserer grundrechtlich geschützten Freiheit teil, wenn wir Gottesdienste feiern. Und das ist nochmal etwas anderes, ob Sie jetzt einen Anspruch auf einen Gottesdienst, auf Ihre Religionsausübung geltend machen oder eben den Anspruch auf Teilhabe an der Kultur geltend machen."

In der Freien Christengemeinde Blankenheim (Kreis Euskirchen) soll ein Corona-Ausbruch mutmaßlich durch einen Gottesdienst verursacht worden sein, an dem laut Mitteilung des Kreises mindestens 300 Gemeindemitglieder teilgenommen haben. Dies habe 29 Infektionen zur Folge gehabt, wie es hieß.

Katholisches Büro NRW

Das Katholische Büro Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ist die Vertretung der Erzbistümer Köln und Paderborn sowie der Bistümer Aachen, Essen und Münster im Land zwischen Rhein und Weser. Es wird seit September 2014 geleitet von Dr. Antonius Hamers.   

Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )
Quelle:
DR , KNA