Eine neue Studie untersuche die Jahre 1945 bis 2019 und damit auch seine eigene Amtszeit sowie die von Joseph Ratzinger, sagte Marx der in Oberursel erscheinenden Zeitschrift "Publik Forum". Ratzinger war vor seinem Wechsel nach Rom von 1977 bis 1981 Münchner Erzbischof, Marx leitet die Diözese seit 2008.
Es sei legitim, wenn Missbrauchsbetroffene wissen wollten, wer wann Verantwortung für Missbrauchstaten und den Umgang damit getragen habe, sagte Marx. Zugleich dürfe der Datenschutz nicht außer Acht gelassen werden. Er gehe davon aus, dass die mit dem Gutachten beauftragte Kanzlei "ein in jederlei Hinsicht rechtssicheres Gutachten" erstellen werde.
"Dimension der Katastrophe"
Marx äußerte sich selbstkritisch zu seinem Vorgehen. "Im Rückblick glaube ich, dass wir die Aufarbeitung und die Kirchenerneuerung damals entschlossener hätten anpacken müssen. Ich habe zu früh gedacht: Da kommen wir irgendwie durch. Die Dimension der Katastrophe habe ich Jahr für Jahr immer stärker begriffen."
Letztlich gehe es darum zu fragen, was der Missbrauchsskandal insgesamt für die Kirche bedeute, sagte Marx. Dazu gehörten Aufarbeitung, Prävention, finanzielle Leistungen für die Opfer sowie eine "noch stärkere Orientierung an den Betroffenen". Zugleich stellten sich auch "theologische Fragen".