Ostern in den orthodoxen und altorientalischen Kirchen

Bartholomaios betont Umgestaltung der Welt

In den orthodoxen und altorientalischen Kirchen ist am Sonntag (2. Mai) Ostern gefeiert worden - einen Monat nach den westlichen Kirchen. Das spätere Datum folgt dem Julianischen Kalender.

Kerzen in einer orthodoxen Kirche / © Elena Dijour (shutterstock)
Kerzen in einer orthodoxen Kirche / © Elena Dijour ( shutterstock )

Der Westen verwendet hingegen den Gregorianischen Kalender als Basis der Berechnung des Osterdatums. Wegen der Corona-Pandemie und des beschränkten Platzangebotes waren vielerorts nur wenige Gläubige vor Ort bei den Gottesdiensten und Zeremonien zugelassen. In der Türkei war zu Beginn des Ramadan kürzlich ein strenger Lockdown verhängt worden.

Orthodoxe Christen in Jerusalem feiern "Heiliges Feuer"

In der fast leeren Istanbuler Georgskathedrale, dem Sitz des Ökumenischen Patriarchen, leitete das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, die Osterliturgie. In seiner Osterbotschaft betonte er, wer in und durch die Auferstehung Christi selbst frei geworden sei, sehe die "irdischen Dinge" nicht als absolut an. Im Licht der Auferstehung erlangten sie eine neue Bedeutung, "weil sie bereits verklärt und umgestaltet werden".

In Jerusalem feierten orthodoxe Christen das "Heilige Feuer". Hunderte Menschen drängten sich am Samstag in der Grabeskirche in der Altstadt. In den Straßen nahe der Kirche kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Gläubigen und der Polizei. Zu der Grabeskirche hatten nur Corona-Geimpfte und -Genesene Zutritt. Medienberichten zufolge wurde die Teilnehmerzahl unter dem Eindruck der Massenpanik auf dem Meron-Berg mit 45 Toten am Tag zuvor eingeschränkt. In der Altstadt waren zahlreiche Polizisten im Einsatz; es wurden Sperren aufgestellt. Videoaufnahmen zeigten dichtes Gedränge und Geschubse.

Patriarch Kyrill​: Osterfest bringt Hoffnung

In Moskau sagte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, in der Nacht zum Sonntag, er wünsche sich, dass sein Volk bald und vollständig vom Coronavirus befreit werde. Ostern gebe auch die Hoffnung, dass die Pandemie überwunden werden könne. Viele Gläubige in der Erlöserkathedrale in Moskau trugen eine Maske. Unter den Besuchern war auch Kreml-Chef Wladimir Putin, ohne Mund-Nasen-Schutz; er hatte sich kürzlich impfen lassen. Der Präsident dankte dem Kreml zufolge der Kirche, dass sie "drängende soziale Probleme" löse sowie Ideale und Familientraditionen in der Gesellschaft fördere.

Kyrill hatte am Vorabend des Osterfests mit einer ungewöhnlich deutlichen Warnung an die Machthaber aufhorchen lassen. Die Erfüllung von Befugnissen, die manchmal die Einschränkung von Freiheiten anderer erforderten, könne nicht mit Überheblichkeit und Selbstüberhebung einhergehen, sagte der Patriarch in einer am Samstag verbreiteten Predigt; "in diesem Fall wird Macht zur Tyrannei." Zudem gab der Patriarch zu bedenken, dass sich die Kirche, wo sie sich mit einer politischen Kraft identifiziere und so zu einem Hebel im politischen Kampf werde, nicht mehr Autorität und spirituelle Mutter für alle sein könne.

Gemeinsames Osterdatum bis 2025

Ein künftiges gemeinsames Osterdatum bis 2025 ist ein zentrales Anliegen des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und des Vatikan. Der vatikanische "Ökumene-Minister" Kardinal Kurt Koch begrüßte einen entsprechenden jüngsten Vorstoß aus der orthodoxen Kirche. Dieser Wunsch liege "auch Papst Franziskus und auch dem koptischen Papst Tawadros sehr am Herzen".

Der Leiter der Ständigen Vertretung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel beim Weltkirchenrat (ÖRK), Erzbischof Job Getcha von Telmessos, hatte sich zuletzt für eine orthodoxe Kalenderreform ausgesprochen. Mit Blick auf das 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa 2025 sagte er, dies wäre "eine gute Gelegenheit, die Christen über die Notwendigkeit einer Kalenderreform und eines gemeinsamen Osterdatums aufzuklären, um den Beschlüssen des ersten Ökumenischen Konzils wirklich treu zu bleiben". Moskau lehnt eine solche Reform ab.

 

Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann (KNA)
Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann ( KNA )
Quelle:
KNA