Der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj wird den neuen Gebetsort nach Angaben der Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar am kommenden Freitag eröffnen.
Synagoge ähnelt Aufklapp-Buch
Die Synagoge lässt sich ähnlich wie ein Aufklapp-Bilderbuch seitlich zusammenklappen oder öffnen. Der Architekt Manuel Herz erklärte, das "Pop-up-Buch", das dreidimensional aufklappbar sei und zuvor unvorstellbare Welten eröffne, diene in gewissem Sinne als Metapher für die Synagoge. "Außerdem löst das Pop-up-Buch Faszination aus: Niemand kann der Versuchung widerstehen, diese Wunderbücher aufzuschlagen und zu erkunden", so Herz.
Die elf Meter hohe Holzkonstruktion mit Stahlgerüst im Innern ist im geschlossenen Zustand nur acht Meter breit. Der Öffnungsprozess der Synagoge solle ein kollektives Ritual sein, das von der Gemeinde per Hand und ohne Motor durchgeführt werde. Der sich entfaltende Raum, mit dem Lesepult für die Thora in der Mitte, mit seinen Bänken und dem Balkon, ist nach den Worten des Architekten "das neue Universum, das sich durch das gemeinsame Lesen des Buches geöffnet hat".
Symbole und Ikonen als Bezug zur zerstörten Synagoge
Die Decke sei mit einer Vielzahl von Symbolen und Ikonen bemalt, die Bezug nehmen auf zerstörte ukrainische Synagogen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Gemeinsam bilden diese laut Herz die Sternenkonstellation nach, die in der Nacht des 29. September 1941 über Kiew zu sehen war. Der Blick nach oben an die Decke der neuen Synagoge verbinde die Besucher damit subtil mit der Nacht, in der das Massaker begann.
An der Eröffnung sollen neben Geistlichen auch Ukrainer teilnehmen, die im Zweiten Weltkrieg Juden vor den deutschen Besatzern schützten. Das Parlament in Kiew hatte im Februar den 14. Mai zum nationalen Gedenktag für Ukrainer erklärt, die während des Holocausts Juden gerettet haben. In Babyn Jar erschossen deutsche Soldaten bis 1943 laut Historikern insgesamt bis zu 100.000 Menschen, darunter fast die komplette jüdische Bevölkerung Kiews sowie sowjetische Kriegsgefangene, Sinti und Roma und andere Zivilisten. 2026 soll dort ein neues Museum eröffnet werden.