"Als Tochter von Holocaust-Überlebenden verstehe ich überhaupt nicht, wie so etwas wieder passieren kann", sagte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach, der Tageszeitung "Die Welt" (Freitag). Solche Vorgänge seien beängstigend und schwer zu verkraften. Am Mittwochabend waren nach Polizeiangaben rund 180 Personen in einer unangemeldeten Demonstration Richtung Synagoge gezogen; dabei hätten sie antiisraelische Parolen gerufen.
Antisemitismus kommt von allen Seiten
Tags zuvor waren vor Synagogen in Bonn und Münster israelische Flaggen angezündet worden. "Leider sind es immer wieder junge islamistische Männer, die uns Juden angreifen", sagte die Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn, Margaret Traub. Der Antisemitismus komme jedoch von allen Seiten, auch von Rechten, Linken und aus der Mitte der Gesellschaft: "Die Menschen kennen keine Juden und hassen sie trotzdem."
Wachsende Verunsicherung in der Gemeinde
Sharon Fehr, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster, sprach von einer wachsenden Verunsicherung unter den Mitgliedern. "Wer eine israelische Fahne vor einem jüdischen Gotteshaus verbrennt, stellt sich explizit gegen unsere Bemühungen eines friedlichen Miteinanders", sagte er. "Ich mag mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn für die aggressive Meute ein Jude erkennbar gewesen wäre."