"Es ist unerträglich und nicht hinnehmbar, dass Juden und Jüdinnen, Synagogen und jüdische Einrichtungen bedroht, verunglimpft und angegriffen werden", erklärten der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch, und der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein: "Antisemitismus ist ein Verbrechen. Wir werden uns überall entgegenstellen, wo Antisemitismus auf den Straßen in unserem Land laut wird."
Die Bischöfe forderten die staatlichen Stellen auf, alles zu tun, um jüdische Menschen und Einrichtungen zu schützen. Zugleich riefen sie alle Menschen auf, sich an die Seite der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu stellen: "Wer euch angreift, greift auch uns an. Wir stehen auf gegen Antisemitismus."
"Antisemitische Übergriffe sind nicht hinzunehmen und stellen einen Angriff auf unseren Rechtsstaat dar", betonte der Würzburger Bischof Franz Jung: "Als katholische Kirche stehen wir ausdrücklich an der Seite der jüdischen Gemeinde und versichern sie unserer Solidarität." Damit bezog sich Jung laut seinem Sprecher auch auf die Beschädigung einer israelischen Fahne vor dem Landratsamt Würzburg in der Nacht zu Donnerstag. Sie war am Mittwoch als Erinnerung an die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel am 12. Mai 1965 gehisst worden. Nachdem sie heruntergerissen wurde, hängte der Landkreis am Freitag eine neue Fahne auf. Seit 1997 pflegt er eine Partnerschaft mit dem Landkreis Mateh Yehuda in Israel.
Kardinal Woelki fordert friedliches Miteinander
Der auch für die Friedensbewegung Pax Christi zuständige Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief alle Seiten im Nahostkonflikt auf, Gewalt und weitere Eskalation zu beenden: "Leidtragende sind vor allem die Zivilbevölkerung, gerade die Kleinen. Antijüdische und antisemitische Aktionen in Deutschland seien "zutiefst verwerflich
und erschreckend". Er versprach den jüdischen Gemeinden "unsere Freundschaft und Solidarität gegen jede Form von Gewalt und Hetze".
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki reagierte entsetzt auf antisemitische Angriffe wie brennende Israel-Fahnen und Steinwürfe auf Synagogen. Ihn mache diese Eskalation von Gewalt und Vergeltung in besonderer Weise traurig, sagte er dem Portal DOMRADIO.DE. Alle Christen müssten jetzt ihren Teil zu einem friedlichen Miteinander beitragen.
Bischof Meier warnt vor Geschichtsvergessenheit
Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier warnte im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und dem Portal katholisch.de vor Geschichtsvergessenheit in Deutschland. Die jüngsten Angriffe auf Synagogen, aber auch "Querdenkerdemos mit Judenstern" und ähnliche Ereignisse zeigten, dass manche die schlimmen Geschehnisse der deutschen Vergangenheit offenbar gerne ausblendeten, so der Beauftragte der Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog.
Natürlich, so Meier weiter, müsse es möglich sein, sich kritisch zur aktuellen Politik Israels zu äußern. Doch viel zu oft würde dies mit dumpfen antisemitischen Vorurteilen verknüpft und mit pauschalen Angriffen und Shitstorms im Netz verstärkt. Hier müssten die Kirchen und die anderen Religionen deutlich ihre Stimme erheben und auch zu mehr Aufklärung und Geschichtsbewusstsein beitragen.
Kein Platz für Antisemitismus
Bereits am Donnerstag hatte der katholische Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck der jüdischen Gemeinde seine Verbundenheit zugesichert. "Für Antisemitismus - egal von welcher Seite - ist bei uns im Ruhrgebiet kein Platz", erklärte er in Essen: "Zusammen mit den Christen im Ruhrbistum stehe ich an ihrer Seite."
Auch der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte die Attacken verurteilt und zur Solidarität aufgerufen: "Angriffe auf Synagogen sind reinster Antisemitismus", sagte Bätzing.