"Alle Laien sollten das Recht haben zu predigen, denn Predigen ist ein reflektiertes Glaubenszeugnis", sagte der ranghöchste katholische Pfarrer in Leipzig am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Wenn es von einem Politikum zu etwas Selbstverständlichem würde, wäre das ein echter Fortschritt." In der Leipziger Propstei predigen immer wieder auch Frauen, etwa regelmäßig bei den sogenannten Fastenpredigten.
Kein "geschlechtsspezifischer Unterschied"
Giele betonte, eine Predigt sei auch beim Priester keine theoretische Abhandlung, sondern immer zuallererst ein Glaubenszeugnis. Weiter führte er aus: "Jeder gefirmte, mit dem Heiligen Geist begabte Christ verkündigt selbstverständlich Glauben - das tut er in seiner Familie, in seiner Lebenswelt und das tut er auch in der Gemeinde."
Es gehöre zur Vielfalt der Verkündigung und sei ein Gewinn, "dass auch das persönliche Glaubenszeugnis des Volkes Gottes in der Verkündigung Platz hat". Einen geschlechtspezifischen Unterschied könne er dabei nicht ausmachen.
Männliche Laien durften immer zuerst
Es sei aber ein wichtiges Zeichen, dass nun ausgerechnet Frauen beim Thema Laienpredigt mobil machten, so Giele: "Denn Frauen haben sich bisher alle Dienste im Altarraum immer erst im Nachgang erkämpfen müssen - als Messdienerinnen, als Lektorinnen, als Kommunionhelferinnen." Bei allem hätten immer die männlichen Laien zuerst gedurft.
Laut Kirchenrecht dürfen in Messfeiern nur Geistliche predigen. Bei anderen Gelegenheiten dürfen auch Laien eine Ansprache halten, "wenn das unter bestimmten Umständen notwendig oder in Einzelfällen als nützlich angeraten ist".
Beim zweiten "Predigerinnentag" der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) am Montag warben zwölf Frauen an zwölf Orten mit ihrer Predigt für eine geschlechtergerechte Kirche, darunter auch in der Leipziger Propstei Sankt Trinitatis.