Die alte und neue Chefin zeigt sich "überwältigt". Gerade hat die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) bei einem Pressegespräch bekanntgegeben, dass Gabriele Gien für weitere fünf Jahre zur Präsidentin gewählt wurde - einstimmig.
"Damit habe ich nicht gerechnet", sagt die 59 Jahre alte Sprach- und Literaturwissenschaftlerin. Ihre Kür ist turnusgemäß nach fünf Jahren erfolgt, Beginn der nächsten Amtsperiode der 1. Oktober. Damit herrscht an der KU nun Konstanz in Sachen Führung. Über Jahre sah das ganz anders aus.
Ein Rückblick
Rückblick: 2014 warf Giens Vorgänger Richard Schenk vorzeitig das Handtuch, offiziell aus Gesundheitsgründen. Die Kür eines neuen Präsidenten misslang, zum dritten Mal seit 2008. Damals war der bereits gewählte Kandidat Ulrich Hemel am Veto der Kirche gescheitert - Grund: mangelndes Vertrauen.
Ein Jahr später sagte der auch schon gewählte Reinhard Hütter ab; er soll überhöhte materielle Forderungen gestellt haben. 2011 unterlag der damalige Interimschef Andreas Lob-Hüdepohl überraschend Richard Schenk. Nach Schenks Abgang gingen kurz vor Zieleinlauf immer mehr Kandidaten verloren, die Kirche stoppte das Verfahren. So kam Gien zum Zuge.
Vor der jetzigen Kür setzte das Wahlgremium Gien als einzigen Namen auf die Kandidatenliste. Es habe jedoch weitere Bewerbungen gegeben. Was es für die Uni bedeutet, dass diese aber offenbar alle unzulänglich waren? Die Vorsitzende des Wahlgremiums, Barbara Loos, führt erstens die "innere Verfasstheit" der KU an.
Keine Konkurrenz
Gien selbst sieht "ein Zeichen von Solidarität" darin, dass es keine Konkurrenten gegeben habe. Das sei sehr positiv im Hinblick auf die soziale Entwicklung des Hauses. Loos verweist zweitens auf den "Eindruck in der akademischen Welt, wie eine Uni geführt wird". Gien könne eben Erfolge vorweisen.
So darf sich die KU "Beliebteste Universität in Deutschland 2021" nennen. Diesen Titel hat ihr das Internetportal Studycheck verliehen, nach eigenen Angaben eine der umfangreichsten Datenbanken deutscher Studiengänge. Zudem gab es jüngst Personalia, die die KU als Beleg ihrer Gesellschaftsgeltung verbuchen kann: Inge Eberl, Professorin für Pflegewissenschaft, wurde zur Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft gewählt und Dominika Langenmayr, Professorin für Volkswirtschaftslehre, in den Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesfinanzministerium aufgenommen.
Ferner ist die KU 2020 unabhängiger von ihrer Trägerstiftung geworden, hinter der die sieben bayerischen Bistümer stehen. So ist inzwischen die KU-Präsidentin Dienstvorgesetzte der Professoren - zuvor war dies der Stiftungsratsvorsitzende, ein katholischer Geistlicher.
Mehrere Zukunftsthemen
Der Schritt dürfte auf dem Weg zur Vollmitgliedschaft bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) helfen, der wichtigen Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft hierzulande. Bisher ist man dort dem Vernehmen nach nicht völlig von der Unabhängigkeit der KU überzeugt gewesen. Gien will die Vollmitgliedschaft nach eigenen Angaben bis 2022 erreichen.
Das ist nicht ihr einziges Zukunftsthema. Zu den "multiplen Herausforderungen" für die KU zählt Gien etwa den Aufbau zusätzlicher Lehrstühle und die zunehmende Diversität unter den Studenten. Und was ist mit dem Traum vom zusätzlichen Campus in den Machtzentren Berlin und Rom? Den hatte Gien vor einem Jahr im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) geäußert. "Wir träumen weiter", sagt sie jetzt. In "kürzester Kürze" spreche sie darüber mit Peter Beer, dem Stiftungsratsvorsitzenden.
Beer ergänzt: "Wissenschaft lebt davon, dass unterschiedlichste Meinungen zusammenkommen" - gerade in der Globalisierung. "Ich glaube, es wäre nicht zukunftsweisend, wenn man sagt, wir sind glücklich und zufrieden im Altmühltal und das war's dann."
Passend, dass Friedrich Bechina, Untersekretär der vatikanischen Bildungskongregation, die Wiederwahl Giens ausdrücklich lobt. Unter ihr sei die KU zu einer "weltweit bestens vernetzten katholischen Modell-Universität geworden". In Rom dürfte die KU also herzlich willkommen sein.