Festakt zur Überführung der Stasi-Unterlagen in das Bundesarchiv

Das Ende einer Behörde

Das Datum ist nicht zufällig gewählt: Am 17. Juni, 68 Jahre nach dem Arbeiteraufstand in der DDR, findet der Festakt zur Überführung der Stasi-Akten in das Bundesarchiv in Berlin statt. Auch Joachim Gauck ist eingeladen.

Autor/in:
Birgit Wilke
Kappe eines Stasi-Offiziers / © Steve Scott (shutterstock)
Kappe eines Stasi-Offiziers / © Steve Scott ( shutterstock )

Vor über 30 Jahren stürmten DDR-Bürger die Stasi-Zentrale und retteten damit ihre Akten. Bereits ein Jahr danach übernahm der Bürgerrechtler und spätere Bundespräsident Joachim Gauck das Amt des Beauftragten für die Unterlagen, die die Stasi über Zigtausende ihrer Bürger angefertigt hatte. Umgangssprachlich wurde aus der Behörde mit den 111 Kilometern Akten schnell die "Gauck-Behörde".

Bereits im 1991 in Kraft getretenen Stasi-Unterlagen-Gesetz war klar geregelt, dass die Bundesbehörde ihren Bestand irgendwann in das Bundesarchiv überführen soll. Öffentliche Diskussionen darüber gab es dann 2006 und 2007 - damals noch unter Gaucks Nachfolgerin, der Grünen-Politikerin Marianne Birthler. Doch die Aufgabe, zusammen mit dem Präsidenten des Bundesarchivs, Michael Hollmann, ein Konzept für die Zukunft der Behörde zu erarbeiten, fiel schließlich Birthlers Nachfolger - Roland Jahn - zu.

Eigenständiger Bestand innerhalb des Bundesarchivs

Bis zu diesem Sommer sollen die Akten in das Bundesarchiv integriert sein - als ein eigenständiger, nach außen erkennbarer Bestand. Offizieller Schlusspunkt ist ein Festakt am heutigen Donnerstagabend in Berlin, an dem auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sowie Joachim Gauck teilnehmen. Damit ist die Stasi-Unterlagenbehörde dann offiziell Geschichte.

Räumlich soll das Stasi-Akten-Archiv weiterhin auf dem Gelände des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Berlin-Lichtenberg bleiben. Dort ist ein Archivzentrum geplant, das die fachgerechte Aufbewahrung der Akten garantieren und den Zugang für Wissenschaftler, Journalisten und Privatpersonen erleichtern soll. Rund 50 Kilometer der Akten liegen hier, der Rest ist auf die Standorte in den östlichen Bundesländern verteilt.

Debatte über Umgang mit Archivgut beendet

Bereits 2019 stimmte der Bundestag dem Konzept zu, so dass mit der Überführung begonnen werden konnte. Zugleich endete damit eine lange Debatte darüber, wie künftig mit diesem Archivgut umgegangen werden soll. Abgeordnete von Union, SPD, Grünen und FDP, die den Gesetzentwurf in den Bundestag eingebracht hatten, bemühten sich deshalb, klar zu machen, dass die Akten weiterhin zugänglich bleiben.

Mit der Überführung wird auch das Amt des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen abgeschafft. Somit endet auch die Amtszeit von Roland Jahn offiziell am Donnerstag. Es gibt stattdessen mit Evelyn Zupke eine Beauftragten für die SED-Opfer, die der Bundestag in der vergangenen Woche wählte. Ihre zentrale Aufgabe soll demnach sein, sich für die Anliegen der Opfer der SED-Diktatur einzusetzen und zur Würdigung der Opfer des Kommunismus in Deutschland beizutragen. Das Gelände der Behörde soll zu einem Lernort für Demokratie werden, das unterstützte das Land Berlin vor drei Jahren mit einem entsprechenden Beschluss.

Skepsis bleibt

Neben viel Zustimmung schlug der früheren DDR-Oppositionellen, die Mitglied im Weißenseer Friedenskreis war und sich bei der Aufdeckung systematischer Wahlfälschungen in der DDR betätigte, allerdings viel Kritik entgegen. Sie kenne sich zu wenig mit den juristischen Fragen bei der Aufarbeitung aus, lautete etwa einer der Vorwürfe. Die Opferverbände sehen sich bei der Entscheidung zu wenig miteinbezogen.

Bei vielen bleibt auch mit Blick auf die Überführung der Akten in das Bundesarchiv eine Skepsis zurück. Es fehle künftig Bildungsarbeit und Forschung, die die Behörde auch geleistet habe, meint etwa Jahns Vorgängerin, Marianne Birthler.

Jahn selbst ist sich sicher, dass das neue Konstrukt "eine Brücke in die nächste Generation" sein werde. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte er: "Genau damit diese Errungenschaft der friedlichen Revolution, der Aktenzugang, auch in Zukunft fest in der Gesellschaft verankert ist und gewürdigt werden kann, machen wir das Stasi-Unterlagen-Archiv zukunftsfähig und sichern so, dass die Akten offen bleiben."


Quelle:
KNA