DOMRADIO.DE: Welche Angebote bieten Sie an?
Philipp Büscher (Geistlicher Leiter der Katholischen jungen Gemeinde, KjG, im Erzbistum Köln): Die KjG-Gruppen haben die letzten Wochen und Monate dafür genutzt, ihre Planungen weiter zu verfolgen und eben nicht vorschnell aufzugeben. Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von Sommer-Freizeitangeboten, so wie sie das auch in den letzten Jahren geplant haben. Richtige Sommerlager mit zwei Wochen Dänemark oder Österreich. Es gibt aber auch Gruppen, die gesagt haben, dass das mit der Pandemie zu schwierig sei. Die wollen lieber Ferienaktionen für Zuhause machen und bieten ein Programm tagsüber von morgens bis nachmittags für die Kinder vor Ort an.
DOMRADIO.DE: Wie sind denn die Rückmeldungen für diese Angebote? Gab es viele Anfragen oder sind die Leute eher vorsichtig und nutzen dann vielleicht doch das digitale Format?
Büscher: Wir haben da ganz unterschiedliche Rückmeldungen. Es gibt Gruppen, die schon sehr früh ausgebucht gewesen sind, die auch mit 60 Personen fahren können. Andere Gruppen tun sich ein bisschen schwer. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die Leitungsrunden, alles ehrenamtliche Jugendliche und junge Erwachsene, die eben auch ihr Päckchen in der Pandemie zu tragen hatten und vielleicht nicht ganz so viel Energie hatten, um die Sommerangebote so mit voller Power verfolgen zu können, vielleicht ein bisschen später eingestiegen sind und da auch noch Plätze frei haben.
DOMRADIO.DE: Wie hat die Vorbereitung bei der KjG geklappt angesichts der vielen Unwägbarkeiten in der Corona-Pandemie?
Büscher: Ich finde das immer wieder total beeindruckend, wie professionell die jungen Ehrenamtlichen an das ganze Thema herangehen. Viele haben sich sehr früh damit auseinandergesetzt, welche Möglichkeiten oder welche Spielräume da sind und haben dann darauf reagiert. Die hatten alle verschiedenen Varianten für ihre Freizeitangebote in der Schublade oder haben daran gearbeitet und sind jetzt froh, dass sie die Option ziehen können, richtig wegzufahren. Viele sind froh, dass sie nicht vorschnell alles abgesagt haben und jetzt den Kindern und Jugendlichen auch diese wunderbare Möglichkeit bieten können, endlich wieder zusammen eine schöne Zeit zu haben.
DOMRADIO.DE: Wie sehen die Ferienfreizeiten coronakonform aus?
Büscher: In der Diözesanstelle, in der wir als hauptamtliche Pädagoginnen und Pädagogen die Arbeit vor Ort unterstützen, hat sich eine Konzeptgruppe gebildet, die sich zusammen mit dem BDKJ die einzelnen Corona-Verordnungen angesehen und dann überlegt hat, wie das gehen kann. Wie müssten Angebote gestaltet werden, damit Abstände eingehalten werden können, damit Bezugsgruppen gebildet werden können? Wie sieht das aus, wenn eine Selbstversorgung stattfindet? Wie müsste das Küchenteam dann zusammenarbeiten? Müssen die vielleicht ein Spuckschutz bauen und irgendwelche besondere Schutzkleidung mitnehmen? Und alles auf eine Art und Weise, sodass Kinder und Jugendliche sich da wohlfühlen können und auch Spaß haben. Die Erfahrung zeigt, dass sich gerade die jungen Leute, wenn die Bock auf eine Veranstaltung haben, wenn sie merken, dass sie etwas Gutes für sich mitnehmen können, dass sie sehr flexibel sind und auch bereit sind, die unterschiedlichsten Herausforderungen in der Pandemie mitzutragen.
DOMRADIO.DE: Was glauben Sie, wie wichtig sind in diesem Jahr die Ferienangebote der KjG oder Vereinen für die Jugendlichen?
Büscher: Ich glaube, dass man das gar nicht hoch genug einschätzen kann. Die Möglichkeit, jetzt wieder mit Leuten aus der eigenen Altersgruppe einen Freiraum zu haben, der nicht bestimmt ist durch das Digitale, der nicht bestimmt ist durch das familiäre Umfeld oder eben die Schule: Das ist eine ganz große Kraftquelle, eine Oase für die Kinder und Jugendlichen, die dringend notwendig ist. Da ist auch der Wunsch, dass der Aufwand, der dafür notwendig ist und auch das Engagement der ehrenamtlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen so gut wie möglich unterstützt wird. Das kann durch finanzielle Möglichkeiten passieren, Tests noch mitzunehmen, Masken anzuschaffen oder auch eben mit zwei Bussen statt mit einem Bus zu fahren. Das sind ganz wichtige Bausteine in diesem Sommerlagerangebot, der da jetzt in den nächsten Wochen ansteht. Das ist auch ein ganz deutliches Signal gewesen aus den Runden: Wir machen das hier. Wir engagieren uns, weil wir das wichtig finden, weil uns das wichtig ist, auch in der Pandemie für unsere Kids da zu sein. Aber das, was wir dafür zurückbekommen, also die eigene Selbstwirksamkeit oder auch zu spüren, dass ich mit meinen Freunden in der Leitungsrunde unterwegs bin und auch für mich auch eine gute Zeit haben kann. Das hat total gefehlt und das ist umso wichtiger, dass es jetzt wieder möglich sein wird.
Das Interview führte Michelle Olion.