"So sehr ich die liberale Demokratie als Staatsform schätze und für ihr Bestehen mit allen Kräften eintrete, bin ich strikt gegen eine reine Form der demokratischen Kirche", sagte Overbeck den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. "Man bestimmt den Willen Gottes nicht durch demokratische Wahlen."
Verschiedene Stränge zueinanderbringen
Die Kirche sei synodal und zugleich vom Amt bestimmt. Es müsse eine Entwicklung geben, diese beiden Stränge zueinanderzubringen. Dabei stehe man in der katholischen Welt noch ganz am Anfang, so der Bischof.
Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, forderte Formate, "die verbindlich festgelegte Beteiligung auf Dauer ermöglichen". Beratende Gremien wie Pfarrgemeinderäte hätten ihre Grenzen, wenn der Pfarrer immer ein Veto habe.
"Die Kirche der Zukunft muss andere verbindliche Formate von Macht und Gewaltenteilung haben, so dass an den entscheidenden Stellen nicht nur Kleriker, sondern alle Gläubigen mitberaten und mitentscheiden", sagte die Laien-Vertreterin. "Macht wird dann nicht nur endlich mit uns Frauen, sondern mit allen Getauften und Gefirmten geteilt."
Forum "Macht und Gewaltenteilung" beim Synodalen Weg
Overbeck und Lücking-Michel sind Vorsitzende des Forums "Macht und Gewaltenteilung" beim seit 2019 laufenden Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg. Das Forum hat bereits einen 40-seitigen Grundlagentext sowie Beschlussvorschläge zum Predigtdienst für Laien, zu einer Finanzrahmenordnung der Bistümer sowie zur Einrichtung einer Ombudsstelle zur Prävention und Aufarbeitung von Machtmissbrauch in der Kirche erarbeitet.
Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.