Inzwischen gehören Bilder von brennenden Wäldern und überfluteten Straßen zum Standardrepertoire der Fernsehnachrichten.
Im Süden Europas kratzten die Temperaturen zu Wochenbeginn an der 48-Grad-Marke, dem bisherigen Temperaturrekord für den Kontinent. Im kalifornischen Death Valley zeigte das Thermometer beim Furnace Creek Visitors Center am Sonntag gar 56,7 Grad Celsius an. Hitze, aber auch Starkregen, Dürre oder extreme Kälte werden nach Ansicht von Forschern in Zukunft immer häufiger den Menschen auf der Erde zu schaffen machen.
Ein wichtiger Treiber dafür ist der Klimawandel. Seit Beginn der industriellen Revolution haben der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen die globale Durchschnittstemperatur um rund 1,2 Grad ansteigen lassen. Je wärmer es wird, desto schwerwiegender sind die Folgen.
Bei 1,5 Grad Erderwärmung rechnen Experten wie die Wissenschaftlerin Zita Sebesvari vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der UN-Universität mit einem Anstieg des Meeresspiegels um 0,26 bis 0,77 Meter im Vergleich zum Zeitraum zwischen 1986 und 2005. Bei 2 Grad Erderwärmung wären es rund 0,1 Meter mehr. Das würde für weitere zehn Millionen Menschen in den Küstengebieten der Erde zusätzliche Gefahren mit sich bringen.
Die Staatengemeinschaft hat sich deswegen 2015 in Paris dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad, zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, peilt die Europäische Union an, den CO2-Ausstoß in den Mitgliedstaaten bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zum Niveau von 1990 zu senken.
"Fit for 55"
Am Mittwoch soll das dazugehörige Maßnahmenpaket vorgestellt werden. "Fit for 55" lautet der Titel.
Das klingt nach einem Sportprogramm für Menschen in der Mitte des Lebens. Tatsächlich aber geht es um eine Herkulesaufgabe. Und nicht wenige Experten fürchten, dass die Ansprüche den Herausforderungen nicht gerecht werden. "Ich hoffe sehr, dass die EU dort nicht nur die dringend notwendigen Ambitionen festlegt, sondern auch, dass keine Hintertüren offenbleiben", sagte beispielsweise der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer, der "Rheinischen Post".
Die größten Herausforderungen lägen in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft, so Edenhofer, der im Januar von Papst Franziskus zum Berater der Vatikanbehörde für Entwicklungsfragen berufen wurde.
"Ob dort die Ziele erreicht werden, wissen wir noch nicht, weil die erforderlichen Maßnahmen im EU-Paket noch nicht vollständig ausformuliert sind".
Germanwatch fordert von der EU einen "cleveren Instrumentenmix": Dazu gehörten ambitioniertere Klimaziele der Mitgliedstaaten, eine wirksamere CO2-Bepreisung im EU-Emissionshandel und ein stärkeres EU-weites Ordnungsrecht. Bei der Umsetzung des Pakets brauche es Rückenwind vor allem der großen Player. Die Bundesregierung spiele dabei eine zentrale Rolle. Das Problem: Die wird im Herbst neu gewählt. Es droht wertvolle Zeit zu verstreichen.
Schlüsselthemen des Wahlkampfes
Immerhin: Schon jetzt kristallisiert sich der Kampf gegen den Klimawandel als eines der Schlüsselthemen des Wahlkampfes heraus.
Alle Parteien haben dazu mehr oder weniger konkrete Vorschläge - bis auf die AfD. "Dass die Wälder hierzulande mehr belastet sein sollen als früher, das kann ich überhaupt nicht erkennen", sagte die Co-Spitzenkandidatin Alice Weidel der "Zeit".
Förster und manche Wanderer kommen nach zwei Hitzesommern zu anderen Schlüssen. Der Wald stehe "aktuell nicht vor einem Kollaps, ist aber stark geschwächt und somit gefährdet", heißt es beispielsweise auf der Homepage des Landesbetriebs Forst Brandenburg. "Der Klimawandel wird mittelfristig auch die Wälder in Brandenburg verändern."