Pfarrer aus Ahrweiler findet momentan keine Worte für das Gebet

"Der Zusammenhalt ist das hellste Licht"

Jörg Meyrer, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler, führt nach eigenen Worten momentan viele Gespräche mit traumatisierten Menschen. Wer bei der Flutkatastrophe Todesangst erlebt habe, wolle nun davon erzählen.

Nach der Flut in Ahrweiler / © Thomas Frey (dpa)
Nach der Flut in Ahrweiler / © Thomas Frey ( dpa )

Das sagte der 58-Jährige im Interview der "Bild am Sonntag". Die Menschen suchten bei ihm keinen Rat, "sondern um sich die Sorgen von der Seele zu sprechen". Der Pfarrer hilft seit Beginn der Katastrophe vor Ort in der Einsatzzentrale des Deutschen Roten Kreuzes mit.

Derzeit keine Gottesdienste möglich

Auch mehrere Kirchen seien geflutet worden, Gottesdienste seien wegen Einsturzgefahr derzeit nicht möglich. Ohnehin gelte aber: "Die Menschen haben anderes zu tun." Er habe den Eindruck, dass jetzt mehr Leute daran glaubten, "dass es etwas über uns gibt". Er selbst habe indes mit Kirche zurzeit "nichts am Hut. Das Allerletzte, woran ich gerade denke, ist das System Kirche." Auch für das Gebet finde er momentan keine Worte: "Die Worte, die ich sonst gebraucht habe, passen nicht." Ebenso habe er weder Kraft noch Zeit für die Frage nach dem Warum.

Zu den mehr als 180 Todesopfern, die die Flut in Deutschland gefordert hat, sagte Meyrer, die Leichen seien derzeit noch nicht freigegeben; entsprechend könnten keine Beerdigungen stattfinden. "Die Menschen können sich noch nicht mal von ihren Liebsten verabschieden." Hoffnung gebe die große Hilfsbereitschaft: "Der Zusammenhalt, das ist das hellste Licht."


Kerze und Gebetbuch / © Cristian Gennari (KNA)
Kerze und Gebetbuch / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA