DOMRADIO.DE: Seit dem Unwetter praktizieren Sie im Pfarrhaus von St. Peter in Trier-Ehrang. Wie kam es denn zu diesem Notfallquartier für Sie?
Dr. Christoph Goldbecker (Hausärztlicher Internist in Trier-Ehrang): Meine Praxis ist bei dieser Flut, die unseren Stadtteil Ehrang wirklich massiv betroffen hat, auch überschwemmt worden. Ich konnte die technischen Geräte soweit vorab in Sicherheit bringen, da ich selbst in der Freiwilligen Feuerwehr bin und damit ja auch an den Evakuierungsmaßnahmen direkt beteiligt war.
Erst hatte mir ein fachfremder Kollege aus Trier, nachdem er das gehört hatte, angeboten, dass ich zwei Räume in seiner Praxis nutzen könne. Allerdings wäre das außerhalb meines Stadtteils gewesen. Wir haben hier noch eine recht dörfliche Struktur und da wollte ich als Hausarzt gerne im Stadtteil bleiben.
Zwei Tage nach der Schließung der Paxis kam die Pfarrsekretärin der Pfarreiengemeinde St. Peter auf mich zu. Sie hatte vorher mit dem Pfarrverwalter gesprochen und fragte mich, ob ich nicht zwei oder drei Räumlichkeiten hier im Pfarrhaus Sankt Peter nutzen möchte. Und da habe ich natürlich gerne zugesagt.
DOMRADIO.DE: Haben Sie nun eine Art Hausgemeinschaft mit dem Pfarrer?
Becker: Es gibt hier in der Pfarreiengemeinschaft drei Pfarrhäuser und der Pfarrer ist momentan in einem anderen Pfarrhaus. Aber wir haben hier das Pfarrbüro und da kommt es schon manchmal zu Verwechslungen, wenn Menschen, die eigentlich dorthin wollen, dann bei uns vor der Türe stehen. Aber das lässt sich alles gut regeln.
Da ich in meiner Pfarrei recht bekannt bin, weil ich auch in der Kirche engagiert bin, klappt das eigentlich alles ganz gut. Für mein Personal ist es aber schon ein ungewohntes Arbeiten.
DOMRADIO.DE: Was sagen die Patienten und Patientinnen, die für einen Arzttermin jetzt ins Pfarrhaus müssen?
Becker: Nach den ersten Verwechslungen finden das alle sehr schön. Ich habe hier ein einfaches Sprechzimmer eingerichtet, das auf das Wesentliche beschränkt ist. Wir haben eine Untersuchungsliege. Wir haben hier durch unseren Computerfachmann aus Trier sofort an dem Sonntag schon unser Netzwerk ans Laufen gebracht und können so recht normal arbeiten.
Ich persönlich finde dieses Arbeiten in diesen Bedingungen, wo die Medizin auf das wirklich Wesentliche und die Basisbedürfnisse der Menschen reduziert ist, sehr schön. Ich war im Rahmen der Ausbildung mal mit einer Hilfsorganisation für fünf Wochen in Darfur in einem Flüchtlingslager. Da habe ich eine medizinische Versorgung unter noch widrigeren Bedingungen gemacht. So ist das hier für mich nicht so dramatisch.
DOMRADIO.DE: Sie haben es eben gesagt, Sie sind selbst sehr aktiv in der Kirche. Zwischen Glaube und Gesundheit besteht für Sie auch so eine Verbindung?
Becker: Ich mache das jetzt sicherlich auch aus dem christlichen Glauben heraus. Aber es ist einfach meine Grundeinstellung, ich wusste seit Anfang meines Studiums, dass ich Hausarzt werden möchte, um den Menschen gerecht zu werden. Bei den Menschen zu sein. Deshalb ist es auch von Vorteil, dass ich direkt in meinem Stadtteil wohne und es erleichtert sicherlich auch die Arbeit, dass ich in der Gemeinde gut vernetzt bin.
DOMRADIO.DE: Wie geht es jetzt weiter für Sie? Haben Sie schon Einblick in Ihre eigentliche Praxis werfen können? Wann können Sie da wieder hin?
Becker: Die Aufräumarbeiten laufen derzeit recht gut und der verantwortliche Handwerker geht optimistisch davon aus, dass wir in der letzten Augustwoche wieder in unserer Praxis sind und das Pfarrhaus nicht weiter benötigen.
Das Interview führte Carsten Döpp.