Jesuit Klaus Mertes erhält Salzburger "Theologischen Preis"

Beharrlich und klar

Vor allem für seine beharrliche Reflexion auf die Ursachen des Missbrauchs wurde der Jesuit Mertes mit dem Preis der Salzburger Hochschulwoche geehrt. Er selbst sieht weiterhin einige Stolpersteine auf Seiten der Kirche.

Pater Klaus Mertes / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pater Klaus Mertes / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Mertes hat den "Theologischen Preis" der Salzburger Hochschulwochen am Mittwochabend erhalten. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis würdigt das theologische Lebenswerk des Jesuiten, der dadurch bekannt wurde, dass er 2010 als damaliger Schulleiter des Berliner Canisius-Kollegs einen Missbrauchsskandal öffentlich gemacht hatte. Verliehen wurde der Preis in der Bibliotheksaula der Universität Salzburg in Anwesenheit von Erzbischof Franz Lackner, dem Münchener Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, sowie dem Laudator, ZdK-Präsident Thomas Sternberg.

"Allen Anlass, ihm für seinen Mut zu danken"

Bei seiner Begrüßung zitierte der Obmann der Hochschulwochen, Martin Dürnberger, aus der Jury-Begründung: Diese würdige mit dem Preis nicht nur Mertes' Durchbrechen von Schweigespiralen beim Thema Missbrauch, sondern auch "seine beharrliche Reflexion auf die systemischen Ursachen und deren Bearbeitung" sowie "den klaren Ton, den er dabei anschlägt".

Thomas Sternberg würdigte Mertes' Beitrag zur Aufarbeitung des schon vor 2010 immer wieder thematisierten, doch nie in seinem ganzen Ausmaß sichtbar gewordenen kirchlichen Missbrauchsskandals. Mertes habe immer wieder Mut bewiesen und dazu beigetragen, dass "Geheimhaltungen und fehlende Strategien" überwunden wurden, so Sternberg. Die katholische Kirche in Deutschland und darüber hinaus habe "allen Anlass, ihm für seinen Mut zu danken", so Sternberg.

Mertes: Weiterhin zahlreiche Stolpersteine

In seinen Dankesworten unterstrich Mertes die Notwendigkeit, eine sowohl von der Täter- als auch von der Opferseite unabhängige Instanz zu schaffen. Nur so könne es gelingen, "das Eckige der Konfrontation mit dem Runden der Kooperation irgendwie in Verbindung zu bringen" und zwischen beiden Seite eine tragfähige Kommunikationsbasis zu schaffen. Auf diesem Weg gebe es kirchlicherseits weiterhin zahlreiche Stolpersteine, etwa das Fehlen einer kirchlichen Sprache, die Brücken zu den Opfern baue, statt Traumata auszulösen; oder die fortbestehende Versuchung eines klerikalen Machtmissbrauchs, durch den jegliche Bemühungen "kontaminiert und vergiftet" würden.

Der "Theologische Preis" zählt zu den renommiertesten theologischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum. Preisträger der vergangenen Jahre waren Karl-Josef Kuschel (2019), Hans Joas (2018), Eberhard Schockenhoff (2017) sowie Jan und Aleida Assmann (2016).


Quelle:
KNA