Das teilte die Katastrophenschutzbehörde des Karibikstaates am Sonntagabend (Ortszeit) mit. Experten vor Ort rechnen damit, dass sich die Zahl der Opfer noch weiter erhöhen wird. Ein Erdbeben der Stärke 7,2 am Samstag brachte Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser und Kirchen zum Einsturz, Teile der Infrastruktur sind dahin. Übergangs-Präsident Ariel Henry rief den Notstand aus.
Am Wochenende liefen die ersten internationalen Hilfsaktionen an. Zugleich gab es zahlreiche Hilfsappelle für den ohnehin krisengeschüttelten Karibikstaat. Papst Franziskus sagte am Sonntag im Vatikan, er hoffe, dass die internationale Gemeinschaft mit großer Solidarität die Folgen der Tragödie lindern könne. Seine Gedanken seien bei der ganzen Bevölkerung Haitis und er bete für die Toten und Verletzten.
Erschütterungen waren bis nach Jamaika zu spüren
Der lateinamerikanische Bischofsrat CELAM appellierte gemeinsam mit anderen Organisationen an die internationale Gemeinschaft, Haiti brauche Unterstützung in diesem Moment der Unsicherheit, aber auch angesichts der länger anhaltenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Krise. Am 7. Juli war Präsident Jovenel Moise ermordet worden, der seit 2015 mit Unterbrechungen und zuletzt ohne Parlament an der Macht war.
Das Epizentrum des schweren Erdbebens lag unweit der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud im Südwesten Haitis, rund 140 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince. Die Erschütterungen der Stärke 7,2 waren bis nach Jamaika und die Dominikanische Republik zu spüren.
Malteser International rechnet mit "verheerenden Folgen"
2010 hatte es auf Haiti ein Erdbeben der Stärke 7,0 gegeben, dem etwa 300.000 Menschen zum Opfer fielen, 1,5 Millionen wurden obdachlos. Im ärmsten Land der westlichen Hemisphäre leben rund 4,4 Millionen der etwa 11 Millionen Haitianer unter der Armutsgrenze.
Unterdessen sind Nothilfemaßnahmen gestartet worden, darunter durch das Team von Malteser International. "Wir rechnen damit, dass das Beben verheerende Folgen haben wird", erklärte die Organisation in Köln. Die Steinhäuser in der betroffenen Region seien sehr einfach gebaut, lokale Partnerorganisationen berichteten, dass Gebäude wie Kartenhäuser eingestürzt seien.
Unicef im Einsatz
Die Welthungerhilfe stellt 100.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung und bereitet mit Partnerorganisationen Hilfsmaßnahmen vor, wie es am Sonntag in Bonn hieß. Angesichts der Armut und schlechten Infrastruktur des betroffenen Gebietes sei es eine "Herausforderung", die Dörfer und zerstörten Hospitäler mit Hilfsgütern zu erreichen.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef berichtete, Teams vor Ort seien "überwältigt" angesichts der Not. Derzeit versuchten sie, den dringendsten Hilfsbedarf zu ermitteln und gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen und Behörden die Hilfe für die betroffenen Familien anzuschieben. Vor allem die Kinder brauchten jetzt Notunterkünfte, medizinische Hilfe, sauberes Wasser und besonderen Schutz.