Er sehe derzeit keine Chance auf ein Ende der Kämpfe zwischen den Truppen der Zentralregierung gegen die "Tigray People's Liberation Front" TPLF, so Bröckelmann-Simon. "Ich kann nur darauf setzen, dass die Versöhnungsinitiativen, die auch von der äthiopischen Kirche vorgebracht werden, irgendwann greifen."
Kampf bis heute mit kolonialem Erbe
Afrika als Kontinent verfüge mit seinen Menschen "über enorme Kraftquellen und über unglaubliche Potenziale in demografischer und wirtschaftlicher Hinsicht sowie mit Blick auf Rohstoffe", sagte Bröckelmann-Simon.
Zugleich hätten zahlreiche Staaten mit dem Erbe der Vergangenheit zu kämpfen. "Viele der aktuellen Konflikte von Äthiopien bis Mosambik und Angola oder Südafrika haben auch etwas mit den Spuren zu tun, die die Kolonialmächte hinterlassen haben."
Stärkung der Zivilgesellschaft wichtig
Man dürfe außerdem nicht vergessen, dass die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren äußerst widrig gewesen seien, so der Misereor-Geschäftsführer weiter. Afrika habe am stärksten mit dem Klimawandel zu kämpfen, sei von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie betroffen und zu einem Schauplatz von globalen Auseinandersetzungen geworden, weil viele Großmächte dort ihre geostrategischen Interessen verteidigten.
Manche Probleme seien allerdings auch hausgemacht, fügte Bröckelmann-Simon hinzu. "Es gibt in vielen Ländern tatsächlich eine wirklich schlechte Regierungsführung. Umso wichtiger ist es, dass wir die Zivilgesellschaft stärken." - Bröckelmann-Simon ist seit 1985 für Misereor tätig; Ende des Monats geht der 64-Jährige in den Ruhestand.