DOMRADIO.DE: Unter den Büttenrednern im Kölner Karneval begeistern Sie als stets kölschseliger und lallender "Sitzungspräsident" das Publikum. Und jetzt werden Sie wirklich ein richtiger Karnevalspräsident - von der KAJUJA, die einst ins Leben gerufen wurde für die katholische Jugend. Geht das denn beides zusammen?
Volker Weininger (Büttenredner "Der Sitzungspräsident" und neuer Präsident der KAJUJA): Na klar, warum nicht? Das sind ja zwei Paar Schuhe. Das eine bin ich als Künstler auf der Bühne und das andere bin ich dann als Sitzungspräsident, der durch die Veranstaltungen der Kajuja leitet. Das würde ich dann auch als Volker machen und nicht als Sitzungspräsident. Ich denke, das macht Sinn, das zu trennen und dann geht das sicher gut zusammen.
DOMRADIO.DE: Also nicht lallend?
Weininger: Nein, zumindest am Anfang noch nicht. (lacht)
DOMRADIO.DE: Es ist ja ein Ehrenamt. Mussten Sie lange überlegen, um zuzusagen?
Weininger: Nein, nicht wirklich. Ich habe mich da mit meiner Frau kurz besprochen, weil das ja dann doch noch mal eine extra zeitliche Belastung ist. Aber es war dann schnell entschieden und ich habe zugesagt mit Freude.
DOMRADIO.DE: Die KAJUJA wurde 1950 ins Leben gerufen für die katholische Jugend. Welche Rolle spielt da das Katholische heute noch?
Weininger: Das weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob das jetzt noch so eine große Rolle spielt. Karneval und Kirche geht ja sowieso oft Hand in Hand. Da sind ja schon Schnittmengen. Aber das Katholische hat jetzt sicherlich keine dominierende Rolle.
DOMRADIO.DE: Ist denn für Sie Kirche ein Thema?
Weininger: Ja, ich bin immer noch Mitglied in der Kirche und werde das auch bleiben. Ich bin jetzt kein regelmäßiger Kirchgänger, aber die Grundgedanken wie Nächstenliebe sind Dinge, mit denen man gut durchs Leben kommt.
DOMRADIO.DE: Wenn wir über Karneval sprechen, müssen wir natürlich auch über die kommende Session sprechen. Wie wird die stattfinden unter den Corona-Bedingungen? Wagen Sie eine Prognose?
Weininger: Ich bin schon einigermaßen zuversichtlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir sowas noch mal erleben werden wie im letzten Jahr, als es überhaupt keine Präsenzveranstaltungen gegeben hat. Um ehrlich zu sein, glaube ich auch nicht, dass die Branche das überleben würde, wenn wir noch mal eine komplette Session ausfallen lassen müssten.
Ich meine, die Vorzeichen sind anders als im letzten Jahr. Wir haben Impfstoffe, die sehr wirksam sind. Viele Leute lassen sich zum Glück auch impfen. Ich persönlich hoffe, dass diejenigen, die sich bis jetzt noch nicht dazu durchringen konnten, das noch tun werden, weil ich überzeugt bin, dass das nach wie vor das Mittel ist, das uns auch die Veranstaltungsdurchführung, so wie wir es früher kannten, wieder möglich machen wird. Und deswegen meine ich, wenn wir Veranstaltungen durchführen mit Einlasskriterien wie 2G oder auch 3G plus mit PCR-Test, können wir Sitzungen auch wieder ohne weitere Auflagen durchführen. Das ist der maximale Infektionschutz, den wir haben. Und wenn solche Regelungen immer noch nicht reichen sollten, dann würde ich für die Zukunft der Branche sehr schwarz sehen.
DOMRADIO.DE: Die reguläre 3G-Regel mit Schnelltest würde nicht reichen?
Weininger: Wir habe eine Verantwortung den Leuten im Saal gegenüber und auch uns selber gegenüber. Und ich glaube, dass sich gezeigt hat, dass die Schnelltests einfach zu unsicher sind und zu viele falsche Ergebnisse liefern. Ich meine, dass wir auf der sicheren Seite sind, wenn man sich für eines der beiden Modelle anderen entscheidet.
DOMRADIO.DE: Das wird nicht alle Jecken erfreuen.
Weininger: Jeder hat seine eigene Meinung, das ist gut und richtig so. Man kann selbstverständlich über fast alles unterschiedlicher Meinung sein. Solange man das aber sachlich miteinander ausmacht und nicht persönlich und beleidigend wird, ist das alles in Ordnung. Mir ist natürlich ganz klar, dass das ein sehr sensibles Thema ist, dass es da auch Gegenwind gibt, dass das nicht jeder so sieht. Damit muss man auch umgehen.
Ich weiß aber auch, dass es aus der Veranstaltungbranche einen sehr großen Rückhalt für diese Zugangsregelungen gibt. Wir können seit 18 Monaten nicht mehr so auftreten, wie wir das vorher gemacht haben. Das ist einfach ein ganz großer Aderlass für diese Branche gewesen. Wir müssen irgendwann mal wieder dahin kommen, dass wir wieder normal veranstalten können. Und das geht aus meiner Sicht, wenn wir es sicher machen. Wenn wir nicht riskieren wollen, dass aus Veranstaltungen wieder Hotspots entstehen, dass es irgendwelche Super-Spreading-Events gibt, dann geht das nur mit solchen Maßnahmen.
Das Interview führte Tobias Fricke.