Dienstleistungen müssen laut neuer Diakoniechefin bei den Menschen sein

"Partizipative und solidarische Kultur schaffen"

Die neue Berliner Diakoniedirektorin Ursula Schoen hat sich für eine gute soziale Grundversorgung in Stadt und Land ausgesprochen. Besonders wichtig ist Schoen die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe für alle Menschen.

Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger (shutterstock)
Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger ( shutterstock )

Ziel müsse sein, dass "die Dienstleistungen bei den Menschen sind", sagte die 59-jährige Theologin und promovierte Sozialwissenschaftlerin dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt am Main: "Eine gute Grundversorgung in allen Bereichen schafft eine gute partizipative und solidarische Kultur und bezieht auch die ein, die finanziell oder persönlich mit besonderen Belastungen leben müssen."

Den Herausforderungen vor Ort begegnen

Das heiße nicht, dass für jeden "das Großkrankenhaus in der Nähe sein muss", sagte Schoen: "Aber alleinerziehende Mütter oder Väter müssen nicht quer durch die Stadt zu einem Kinderarzt fahren und alte Menschen können sich im Alltag mit allem Notwendigen selbst versorgen." Auf dem Land stelle sich zum Beispiel die Frage, wie Gemeinschaftsläden im Dorf gefördert werden können, sagte die evangelische Theologin: "Wir müssen phantasievoll und offener denken, je nachdem wie die Herausforderungen vor Ort sind."

"Die gesellschaftliche Teilhabe ist mir besonders wichtig", betonte Schoen: "Die große Herausforderung ist der soziale Ausgleich mit Blick auf Armut und Bildungschancen." Dabei gebe es im Bereich von Migration und Integration viel Nachholbedarf. "Frauen spielen dabei eine Schlüsselrolle, eigentlich in allen Kulturen", sagte die Theologin, die in Hessen auch in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit tätig war.

Für Migrantinnen sei diese Situation in besonderer Weise dadurch belastet, weil die Möglichkeiten, Deutsch zu lernen, nicht mit ihrem Alltag kompatibel sind, betonte Schoen: "Da gibt es viel zu tun." Wenn beispielsweise Schule und Kindergärten mit Familienzentren verbunden würden, könne das "auch für Eltern eine echte Bildungschance sein".

Andere Religionsgemeinschaften mit einbeziehen

Auch andere Religionsgemeinschaften müssten aktiv in die soziale Verantwortung einbezogen werden, sagte Schoen. In einer Stadt wie Berlin mit unterschiedlichen Gesellschaftsebenen und Parallelgesellschaften sei es zudem wichtig, miteinander im Kontakt und Gespräch zu bleiben. Die Theologin kündigte zugleich an, auch die Politik im Blick zu behalten: "Ich werde ganz sicher die politischen Entwicklungen intensiv begleiten und mich zu Wort melden, ohne dass ich mich dabei parteipolitisch positioniere."

Schoen tritt ihr Amt als Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am 1. September an. Ihre Vorgängerin Barbara Eschen wurde Ende Juni in den Ruhestand verabschiedet.


Quelle:
epd
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