Diakonie-Präsident Lilie fordert Reform der Pflegeversicherung

"Weg von der Teilkaskoversicherung"

Der Präsident der Diakonie in Deutschland, Ulrich Lilie, fordert eine Reform der Pflegeversicherung. "Wir müssen weg von der Teilkaskoversicherung, die sie heute ist, hin zu einer Pflegevollversicherung, in die dann bitte auch alle einzahlen".

Ulrich Lilie / © Harald Oppitz (KNA)
Ulrich Lilie / © Harald Oppitz ( KNA )

Das sagte Lilie der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, WAZ" (Samstag). Dazu müsste die Finanzierung der Pflege auf neue Beine gestellt werden.

"Auch Erträge aus anderen Einkommen, aus Mieten etwa oder großen Erbschaften, müssen herangezogen werden. Und natürlich brauchen wir einen Steueranteil", sagte Lilie. Rechenmodelle zeigten, dass das funktionieren könne. Natürlich müsse es einen Eigenanteil der Versicherten geben, "aber der muss berechenbar sein und zwar so, dass man sich bereits als Berufsanfänger dagegen versichern kann".

Pflegeversicherung auf Angehörige ausweiten

Auch pflegende Angehörige sollten nach Auffassung von Lilie sozialversichert werden und ihre Leistungen zumindest teilweise vergütet bekommen. "Sonst produzieren wir gerade die nächste arme Rentner-Generation." Das sei auch ein Nachhaltigkeitsthema. Denn es gehe um Menschen, die in Teilzeit arbeiten, weil sie gleichzeitig den Vater oder die Mutter pflegen. Viele von ihnen seien zusätzlich alleinerziehend. "Die nächste Bundesregierung muss diese Probleme lösen."

Der evangelische Pfarrer Lilie ist seit 2014 Präsident der Diakonie. Der Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche gehört zu den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtpflege in Deutschland. Nach eigenen Angaben arbeiten 600.000 hauptamtlich Mitarbeitende in Voll- und in Teilzeit in circa 5.000 diakonischen Unternehmen. Zur Diakonie gehören etwa 31.600 stationäre und ambulante Dienste wie Krankenhäuser, Altenpflegeheime, Sozialstationen, Wohngruppen oder Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Angebote für Suchtkranke und Obdachlose oder Beratungsstellen.


Pflege darf nicht zum Luxusgut werden / © Harald Oppitz (KNA)
Pflege darf nicht zum Luxusgut werden / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd