Wer sich in diesen Tagen in unseren Innenstädten und Kaufhäusern umsieht, muss den Eindruck gewinnen, dass das Christkind unmittelbar vor der Haustür steht. Dabei ist noch nicht einmal Advent! Klar – an Spekulatius und Lebkuchen, die direkt nach der Sommerpause in jedem Regal stehen, haben wir uns längst gewöhnt. Aber irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass Weihnachten immer früher beginnt. Spätestens am zweiten Weihnachtstag ist dann der ganze Zauber vorbei, und der Baum weicht den Silvesterknallern. Keine Sorge – ich mache jetzt nicht den kirchlichen Meckeronkel. Ich möchte auch niemandem die wunderbare Vorfreude verderben. Aber wenn ich mit Leuten spreche, dann höre ich immer öfter, dass sie mit dieser Entwicklung nicht einverstanden sind. Das richtige Weihnachtsgefühl fehlt irgendwie. Da hilft auch kein Glühweinduft und Jingle-Bells-Gedudel. Das ist so wie mit dem Urlaubsflieger, der einen aus dem kalten Regendeutschland an einen sonnigen Südseestrand befördert hat. Aber die Seele ist irgendwie auf der Strecke geblieben. Die innere Gefühlswelt streikt. Doch dieses Phänomen ist nicht neu. In der Bibel gibt es ein einfaches Rezept gegen diese Ungleichzeitigkeiten: „Alles hat seine Zeit!“, heißt es dort. Der biblische Weisheitsautor Kohelet empfiehlt, Leib und Seele zusammen zu halten: „Es gibt eine Zeit zum Weinen – und eine Zeit zum Lachen.“ Kohelet rät uns, das nicht durcheinander zu bringen. Gott selber habe doch alles gut gemacht. Außerdem habe Gott uns die ganze Ewigkeit ins Herz gelegt. Vielleicht sollten wir mehr auf die Stimme unseres Herzens hören? An diesem Sonntag feiern Christen das Christkönigfest und Totensonntag. Und nächsten Sontag erst ist der 1. Advent. Ich freue mich darauf und auf jede einzelne Kerze, die ich dann Sonntag für Sonntag am Adventskranz mehr anzünden werde. Ich werde mir und meiner Seele die nötige Vorbereitungszeit gönnen. Ja – ist denn schon Weihnachten? Nein – bei mir nicht. Ich freue mich auf Heiligabend – dann erst ist für mich Weihnachten!
Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE
PS: Bei uns im Radioprogramm gibt es übrigens noch einen Unterschied zwischen Advents- und Weihnachtsliedern. Freuen dürfen Sie sich darauf schon heute. Denn neben unserer himmlischen Musik werden wir für alle Hörer und User jeden Tag im Advent ein Liederrätsel anbieten. Damit unser „guter Draht nach oben“ wirklich hält was er verspricht, kommen wie in jedem Jahr auch unsere Bischöfe mit ihren Impulsen ins Programm. Dann ist es aber wirklich bald Weihnachten...;-)