Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte Heinrich VIII. 1534 sich selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre. Später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das "Book of Common Prayer".
Weltweit zählt die anglikanische Kirche etwa 77 Millionen Mitglieder. Außerhalb Englands gibt es 26 anglikanische Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und - mit wachsender Bedeutung - in mehreren afrikanischen Ländern. Der englischen Mutterkirche steht die Königin als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury. Er hat jedoch als Primus inter pares (Erster unter Gleichen) keine Weisungsbefugnis für die Nationalkirchen.
Bereits im 17. Jahrhundert entstanden zwei große theologische Lager, die "High Church" mit Betonung von Kirchenverfassung und Sakramenten sowie die "Low Church" mit Betonung der Heiligen Schrift. Seit dem 19. Jahrhundert zeigt sich auch eine Rückbesinnung auf katholische Elemente.
Gegenüber den Anglokatholiken bestand die evangelikal gewordene Low Church auf dem reformatorischen Erbe. Mittlerweile stehen in beiden Lagern Konservative und Liberale einander gegenüber. Die Spannungen haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verschärft.
Streitfragen sind die in vielen Nationalkirchen zugelassene Weihe von Frauen zu Geistlichen, teils auch zu Bischöfinnen, sowie der Umgang mit Homosexuellen. (KNA)